Neustifter Hauerkrone und Hiatabaum zum UNESCO-Kulturerbe ernannt
Die Neustifter Hauerkrone sowie der Hiatabaum in Neustifte am Walde wurden von der UNESCO in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen. Bereits im Vorjahr hat die UNESCO die Wiener Heurigenkultur auf die Liste gesetzt. Nun folgen zwei weitere Heurigentraditionen.
Insgesamt wurden neun österreichische Traditionen neu in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Um in die Liste aufgenommen zu werden, muss man sich bewerben. Für die Aufnahme gibt es bestimmte Kriterien, im Vordergrund steht dabei stets die Gemeinschaft.
Highlights des Neustifter Kirtages
Die Bräuche der Weinhauer in Neustift am Walde gehen auf die Regentschaftszeit von Maria Theresia zurück. Der Neustifter Kirtag findet jährlich am Festtag des Dorfpatrons, dem Hl. Rochus, im August statt.
Im Mittelpunkt des viertägigen Festes stehen der Umzug mit der traditionellen Hauerkrone, auch als Neustifter Winzerkrone bekannt, und das Aufstellen des Hiatabaums nach der Festmesse.
Wieso eine Krone?
Die Hauerkrone war ein Dankesgeschenk der Neustifter Weinhauer an Maria Theresia, nachdem sie ihnen nach einem verheerenden Ernteausfall im Jahr 1752 die Steuern erließ. Sie wird mit goldenen und silbernen Walnüssen, Blumen und Bändern geschmückt.
Ein Jahr später gab die Kaiserin das Geschenk mit dem Auftrag zurück, jedes Jahr einen Kirtag abzuhalten. Zur Eröffnung des Kirtags wird die Hauerkrone noch heute in Begleitung des „Weinhüters“ dem "Hiata" von einem Heurigen zum nächsten getragen, um die Winzer hochleben zu lassen.
Hinter der Krone marschieren der „Hiata“ und der „Altbursch“ (Weinhüter des Vorjahres), sowie die Musikkapelle und die Kirtagsgäste. Der „Hiata“ trägt um die Schulter das Horn eines Stieres. Rechts und links von den Kronenträgern gehen zwei Jugendliche mit je einer Weinkaraffe, die „Flaschlbuam“ oder „Flaschlmädchen“.
"Hiatabaum" aufstellen
Das zweite Highlight des Neustifter Kirtags ist das Aufstellen des „Hiatabaums“ am Sonntag nach der Feldmesse. Nach dem Segen laden sich die Baumträger den Baum auf die Schulter und tragen diesen unter Musikbegleitung zum Aufstellungsort. Der Baum steht jedes Jahr vor einem anderen Betrieb.
Die Veranstalter der Bräuche sind die ortsansässigen Weinhauer, die im Weinbauverein organisiert sind. Waren in den 1960er Jahren noch 55 kleine Weinbaubetriebe in Neustift ansässig, so sind gegenwärtig nur noch zehn Familienbetriebe mit dem Weinbau beschäftigt.
Unter dem Begriff "Immaterielles Kulturerbe" werden weltweit seit 2003 gelebte Traditionen von der UNESCO dokumentiert und geschützt.
Seit 2010 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Mit den neun dazugekommenen Elementen sind nun 133 österreichische Traditionen im Verzeichnis gelistet.
Die neu eingetragenen Traditionen sind:
- Nikolospiel in Bad Mitterndorf (Steiermark)
- Fastnachtsbrauch der Amraser Matschgerer (Tirol)
- Ernennung der Hauerkrone und des Hiatabaums in Neustift am Walde (Wien)
- Stinatzer Hochzeit (Burgenland)
- Odlatzbia Oröwen im Wiesenwienerwald (Niederösterreich)
- Fuhr am Hallstättersee (Oberösterreich)
- Kneippen (österreichweit)
- Buchbinderhandwerk (österreichweit)
- Steinmetzkunst und -handwerk (österreichweit)
Alle Infos über die neuen Elemente, das gesamte Verzeichnis und den Bewerbungsprozess gibt es hier.
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