Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten

Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten
Nach 45 Jahren werden Gleise und Weichen in der Station Reumannplatz getauscht. Der KURIER begleitete den nächtlichen Bautrupp.
Von Uwe Mauch

Seine heutige Mission beginnt, nachdem der letzte Fahrgast die U-Bahn-Station am Wiener Reumannplatz verlassen hat. In der Leitstelle in Erdberg werden seine Kollegen gleich die Fahrstrom-Versorgung unterbrechen. Wenige Minuten nach 1 Uhr in der Früh begibt sich Stefan Geiger in die Röhre. Dorthin, wo der Aufenthalt während der Betriebszeit lebensgefährlich wäre.

Es ist die Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Der verantwortliche Baureferent der Wiener Linien und mit ihm rund zwanzig Bauarbeiter warten jetzt auf die neuen Schienen, auf Weichen und Baumaterial. Der Materialzug mit der ersten Lieferung kommt vom U-Bahn-Betriebsbahnhof in Erdberg, quer durch die unterirdische Stadt, bis in den Süden von Wien.

Kurz vor 1.30 Uhr sieht Stefan Geiger das Zug-Licht im Tunnel. Die akkubetriebene gelbe Lok, die aussieht wie die „Krokodile“ der Bahn, mit mehreren Waggons rollt ein.

Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten

Schicht im Schacht

Im Vorjahr wurde das Gleis in Fahrtrichtung Oberlaa modernisiert, ab Montag ist der Schienenstrang in Richtung Leopoldau an der Reihe. Hier sollen bis zum Schulbeginn am 4. September insgesamt 300 Meter Gleise, vier Weichen und eine Gleiskreuzung getauscht werden.

„Die alten Holzschwellen waren mehr als vierzig Jahre lang im Dauereinsatz“, weiß Bauingenieur Geiger. Die relativ warme Luft im Schacht unter der Favoritenstraße hat dem Holz bereits deutlich zugesetzt.

Während die Fahrgäste ab kommenden Montag weiterhin im eingleisigen Betrieb nach Oberlaa pendeln können (mit längeren Intervallen allerdings, siehe unten), wird auf dem anderen Gleis vier Wochen lang rund um die Uhr, Tag und Nacht im Schichtbetrieb gearbeitet.

Video aus dem U1-Tunnel

Wo Weichen weichen müssen

Der Zeitplan ist durchaus ambitioniert. Das weiß auch der gebürtige Vorarlberger. Immerhin ist einiges zu tun: „Erst muss die Stromschiene demontiert werden, dann werden die alten Schienen und Weichen klein geschnitten und entfernt.“ Und dann kommt die Zukunft: „Vlies wird ausgelegt, darauf die neuen Schienen gelegt. Sobald Schienen und Eisen verlegt sind, wird betoniert.“

Zum Schluss, vor Inbetriebnahme Anfang September, werden noch die neuen Weichenantriebe, Signalkabel und auch die Stromschiene angebracht.

Heute Nacht, bis zum Betriebsbeginn in weniger als drei Stunden, wird vorerst weiter abgeladen. Der Koordinator im Stadt-Bergwerk von Favoriten freut sich, dass bisher alles planmäßig läuft.

Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten

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Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten

Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten

Neue Schienen für die U1: Einsatz im unterirdischen Favoriten

Nach seinem Studium in Innsbruck kam Stefan Geiger vor drei Jahren zu den Wiener Linien. Er koordiniert nicht nur U-Bahn-, sondern auch Straßenbahn-Baustellen. Und wenn es seine Arbeitszeit erlaubt (in diesen Augusttagen nicht), lenkt er beispielsweise den D-Wagen nach Nussdorf und wieder retour.

Tramfahrer war er schon in Innsbruck. Auch in Wien ist er gerne Ab-und-zu-Schienenkutscher. Dafür hat er gute Gründe: „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn du über ein von dir saniertes Stück Schiene fährst.“ Andererseits weiß er genau, wo es überall in Wien nicht so gut läuft.

Der Bauleiter ist am Ende einer langen Nacht jedenfalls optimistisch, dass Kinder und alle anderen zu Schulbeginn ohne zusätzliche Wartezeiten ihre Ziele erreichen werden: „Wir haben das im Vorjahr ohne Probleme geschafft, wir schaffen das auch heuer.“

Zweigeteilte U1: Die U1 wird von 7. August bis inklusive 3. September zweigeteilt geführt. Von Leopoldau bis Reumannplatz wird zu den Stoßzeiten alle vier Minuten ein Zug fahren. Wer weiter in Richtung Oberlaa fahren möchte, muss beim Reumannplatz in einen sogenannten „Pendelzug“ umsteigen. Der verkehrt nur im Intervall von zwölf Minuten.

Weitere Baustellen: Neben der U1 ist auch die U-Bahn-Linie U6 eingeschränkt. Sie wird bis zum 27. August noch geteilt geführt. Bei den Straßenbahnen werden die Umleitungen bei der Linie 0 am 6. August aufgehoben. Die Linien 44 und 46 sind ab 20. August wieder in vollem Einsatz.  Die Bauarbeiten bei der S45 und der Pottendorfer Linie gehen am 4. September, die bei der  Nordbahn am 6. September zu Ende

 

 

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