Neos: "ÖVP schickt Spione zu unseren Treffen"

Wiens Neos-Frontfrau Beate Meinl Reisinger
Wiens Neos-Frontfrau Beate Meinl-Reisinger über ihre Pläne und die Konkurrenz

Fiaker vor der Einfahrt anstatt eines Fitnesscenters im Erdgeschoß: Bei einem Gespräch über die Entwicklung der Neos in Wien traf der KURIER Wiens Chefin Beate Meinl-Reisinger nicht mehr im 7. Bezirk, sondern in den Neos-Klubräumen im Parlament.

In eineinhalb Jahren finden die Wien-Wahlen statt. Wie weit sind Sie mit der Suche nach Verantwortlichen für die einzelnen Bezirke?

Wir sind fertig. Wir haben in jedem Bezirk einen oder mehrere Bezirkskoordinatoren installiert. Jetzt geht es uns darum, Themen zu finden.

Wer viel Erfahrung haben die Koordinatoren in den Bezirken?

Es ist ein junges Team, großteils sind die Mitglieder zwischen 30 und 40 Jahre alt. Im 4. Bezirk haben wir einen Studenten, im 22. Bezirk einen Pensionisten. Es sind großteils Personen ohne politische Vorerfahrung.

Welche Themen sind Ihnen für Wien wichtig?

Diese Stadt völlig in den Fängen einer großen Partei. Was ist SPÖ und was ist Stadt? Wenn ich lese, wo die SPÖ überall ihre Finger drinnen hat, wird mir schlecht. Da braucht es kein kleines Lüftchen, sondern einen Föhnsturm.

Aus den großen Aufreger-Themen, wie dem Akademikerball, haben sich die Neos großteils herausgehalten. Warum?

Wir können aus Ressourcengründen nicht zu allen Themen etwas sagen. Aber die Dinge sind meist komplexer, als sie in einer Aussendung dargestellt werden können. Von derartigen Scharmützeln halte ich wenig. Beim Akademikerball wäre mir aber auch wohler, wenn er nicht in der Hofburg stattfände.

Wie soll die Politik in Wien künftig funktionieren?

Es braucht jedenfalls mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung. Man muss die Bürger ehrlicher einbinden.

Wie soll das konkret aussehen?

Wir wollen noch vor dem Sommer ein fiktives Stadtplanungsprojekt durchspielen – mit verteilten Rollen und Mediatoren. Parallel dazu wollen wir Online-Foren einrichten. Im Herbst planen wir dann Bürgerforen.

Sie haben sich mit dem Liberalen Forum fusioniert. Bei den Wien-Wahlen 1996 schlug das Liberale Forum die Grünen. Können die Neos das im kommenden Jahr auch schaffen?

Wir haben bei den Nationalratswahlen einen großen Vertrauensvorschuss erhalten. Jetzt heißt es für uns einmal gute Arbeit für die Bürger zu leisten.

Hat sich das Verhalten der anderen Parteien Ihnen gegenüber geändert?

Wir merken, dass wir auch als kleinste Oppositionspartei etwas bewegen können. Wir werden nicht mehr ignoriert wie vor den Wahlen. Die ÖVP hat sogar schon Spione zu unseren Treffen geschickt. Denn diese sind ja für jeden offen.

Wird es zukünftig Kontrollen bei diesen Treffen geben?

Nein. Die Treffen sollen weiterhin für alle offen sein.

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