Stöckelschuh-Stalker in Wien vor Gericht: Student erneut verurteilt
Der 20-Jährige stand nun wieder vor Gericht.
Den Blick auf den Boden gerichtet, betritt der Angeklagte am Montagvormittag den Verhandlungssaal 308 am Wiener Landesgericht. Er spricht sehr leise und unverständlich, die Richterin muss mehrfach nachfragen. Der 20-Jährige wurde bereits im September 2023 wegen beharrlicher Verfolgung und sexueller Belästigung verurteilt. Nun sitzt er erneut auf der Anklagebank.
"Als das Ganze angefangen hat, war ich 16 Jahre alt und bin noch zur Schule gegangen. Heute bin ich 23. Mich ärgert und frustriert das, aber ich habe auch Angst, dass er mich körperlich angreift", schildert das Opfer, eine Studentin, vor Gericht.
Der 20-Jährige soll ihr beim Gassigehen mit ihrem Hund aufgelauert haben, er soll sie auf dem Weg zum Praktikum verfolgt haben, in der gleichen U-Bahn gefahren sein. "Ich wollte nur mit ihr reden", sagte der Angeklagte. Laut Aussagen des Opfers machte der 20-Jährige auch ihre Telefonnummer im Internet ausfindig und bombardierte sie mit Nachrichten und Anrufen. Auch Stöckelschuhe stellte der junge Mann seiner Nachbarin immer wieder vor die Türe.
Stöckelschuhe vor der Tür platziert
Auch am Wohnort ihrer Eltern blieb die Frau laut Anklage nicht von dem jungen Mann verschont. "Er hat regelmäßig bei unserer Gegensprechanlage geläutet. Als wir dann aufgemacht haben, war entweder niemand da oder er ist weggerannt", schildert die Mutter der Studentin. Einmal habe er auch eine Tasche mit Sachen, die die Familie spenden wollte, umgedreht und den Inhalt im Gang vor der Wohnungstüre verteilt.
Rechtlich
Seit 2006 ist Stalking ein gerichtlicher Tatbestand und mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bedroht. Stalking-Opfer können außerdem beim Zivilgericht eine einstweilige Verfügung beantragen.
Beharrlich
Im Strafgesetzbuch fällt Stalking unter das Delikt „Beharrliche Verfolgung“ gemäß §107a. Wie lange die Handlungen andauern müssen, um dagegen vorgehen zu können, ist immer im Einzelfall zu beurteilen.
Hilfe für Betroffene
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
Wiener Interventionsstelle: 0800 700 217
Frauenhaus Notruf: 05 77 22
Online-Beratung des HelpChats: www.haltdergewalt.at
"Ich hab' ihm immer wieder gesagt, er soll das lassen, sonst bekommt er nur Zoff. Ich kenne ihn seit seiner Geburt, er hatte nie Kontakt zu anderen Kindern und immer sehr impulsgesteuert gehandelt", erklärte der Vater der 23-Jährigen vor der Richterin. Er habe sich Sorgen um seine Kinder gemacht. Nichtsdestotrotz ließ sich der 20-Jährige nicht von seinen Handlungen abbringen.
Security zu Hilfe geholt
Das Stalking gipfelte schließlich in einem Vorfall im November am Schwedenplatz: Die 23-Jährige hatte dort einen Kurs in einem Gebäude besucht. Der Angeklagte verfolgte sie auf ihrem Weg und wollte sie dort auch ansprechen, woraufhin die junge Frau einen Security zu Hilfe holte. Die Polizei nahm den 20-Jährigen daraufhin umgehend fest.
"Warum haben Sie das wieder gemacht? Nicht einmal zwei Monate später das gleiche Opfer?", fragte die vorsitzende Richterin den Angeklagten. Er habe es aus Spaß gemacht, es tue ihm leid - und er lege ein Geständnis ab, sagte der Student schließlich.
Psychotherapie angeordnet
Die Richterin verurteilte ihn schließlich zu einer Haftstraße von zwölf Monaten, acht davon bedingt. Zudem wurde erneut Bewährungshilfe, die Aufnahme einer Psychotherapie sowie der verpflichtende Besuch einer Männerberatung angeordnet. Die Staatsanwaltschaft und der Verteidiger des Mannes gaben keine Erklärung ab.
Neben der Haftstrafe wegen beharrlicher Verfolgung hatte das Gericht den damals noch 18-jährigen Schüler im Sommer 2023 in ein forensisch-therapeutisches Zentrum einweisen lassen, ihm die Maßnahme jedoch unter Setzung einer Probezeit nachgesehen. Die Gefährlichkeit des Mannes soll nun neu überprüft werden.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, unter anderem Hilfe und Informationen bei folgenden Adressen:
- Frauen-Helpline: online unter frauenhelpline.at und telefonisch unter 0800-222-555
- Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF): online unter aoef.at
- Frauenhaus-Notruf: unter 057722
- Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217
- Polizei-Notruf: 133
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Auf der Webseite finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
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