Zum damaligen Zeitpunkt lebte die Familie mit drei Kindern in Georgien. Da Jaba dort nicht die medizinische Versorgung bekam, die er brauchte, musste die Familie eine Entscheidung treffen.
Umzug nach Österreich
Eine erste Behandlung erhielt der Bub in der Türkei. Im März 2018 zog die Familie schließlich nach Österreich und beantragte dort Asyl, unter anderem auch wegen des guten Rufs, das dem St. Anna Kinderspital in Wien vorauseilt - besonders was die Behandlung von Kindern mit Leukämie betrifft.
Dort wurde auch Jaba behandelt. "Er hat nebenbei die Schule besucht, konnte aber wegen der intensiven Behandlung nicht alle Kurse belegen. Jaba hat ein Jahr verpasst und ist dann mit seinem jüngeren Bruder in eine Klasse gekommen", berichtet der Onkel.
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Jaba holte den Stoff schnell nach, jetzt ist er Klassensprecher. Der ältere Bruder ist mittlerweile an der Vienna Business School und in einem Basketballverein aktiv, die Schwester steht kurz vor der Matura. "Alle drei sind sehr fleißige und beliebte Schüler", schreibt der Lehrer von Jaba auf Twitter.
Vor einer Woche, am 17. Oktober, erreichte die Familie dann aber die Hiobsbotschaft, nachdem das Asylverfahren fünf Jahre gedauert hat: Es droht die Abschiebung. Wenige Tage darauf wandte sich die verzweifelte Mutter an einen Lehrer von Jaba und setzte ihn über ihre Situation in Kenntnis. Wie lange Jaba die Schule noch besuchen kann, steht noch nicht fest. Auch wann die tatsächliche Rückführung passieren soll, weiß die Familie nicht. "Es könnte jederzeit soweit sein", sagt Onkel Zaza Tsutsunashvili.
Panikattacken wegen Abschiebung
Besonders drastisch mutet diese Entscheidung vor dem Hintergrund des Gesundheitszustandes des 16-Jährigen an: Er gilt zwar seit dem Frühjahr 2020 als geheilt, leidet allerdings infolge der Chemotherapie an Osteonekrose. Osteonekrose ist ein Knocheninfarkt, der zu Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Gelenkkollaps und sekundärer Osteoarthritis führen kann. Dazu kommen laufende Behandlungen: "Jaba muss immer wieder ins AKH oder St. Anna Kinderspital. Für Herbst 2024 ist außerdem eine große Untersuchung geplant", schreibt sein Lehrer auf Twitter.
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Auch der ältere Bruder von Jaba musste im St. Anna Spital behandelt werden. Wegen der drohenden Abschiebung hatte der 17-Jährige Panikattacken erlitten. Wie es nun weitergehen soll, ist für die Familie derzeit völlig unklar. Rechtlich unterstützt wird sie von Anwalt Dino Srndic. "Die Familie kann man als Paradebeispiel für gelungene Integration betrachten. Eine Abschiebung würde eine Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention bedeuten", so der Jurist.
Konkret bezieht sich Srndic auf Artikel 8 der Konvention: Das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens. "Die Familie hat einen Anspruch auf einen Aufenthaltstitel aus besonders berücksichtigungswürdigen Gründen. Eine Abschiebung würde einem tiefgreifenden Eingriff in das Familienleben gleichkommen", sagt der Anwalt.
Beschwerde ans Verfassungsgerichtshof
Mehrere Beschwerden gegen die Entscheidung des Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) seien bereits abgewiesen worden. Auch das Bundesverwaltungsgericht ortete fehlende Integrationsschritte. Die Familie will sich davon aber nicht den Mut nehmen lassen. "Mit einer Beschwerde gegen das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts werden wir uns nun an den Verfassungsgerichtshof wenden", sagt Srndic.
Dass das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts nicht nur innerhalb der betroffenen Familie für Entsetzen sorgte, zeigt einmal mehr der ausführliche Tweet des Lehrers sowie die zahlreichen Antworten unter dem Posting. "Viele meiner Kollegen, ich und Freunde und Verwandte der Familie möchten diese unbarmherzige Entscheidung nicht hinnehmen", so der Pädagoge auf X.
4.000 Unterschriften für Petition
Auch eine Petition, die gegen die Abschiebung der Familie ins Leben gerufen wurde, hat bereits knapp 4.000 Unterschriften. "Jaba wurden durch die Erkrankung viele Lebensjahre gestohlen, eine Abschiebung würde ihm endgültig alles alles nehmen und wäre auch wieder eine extreme gesundheitliche Belastung", heißt es auf der zur Petition gehördenden Website.
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"Arbeit, Schule, Sportvereine, Freunde, was muss man denn noch alles leisten, um als integriert zu gelten?", fragt sich der Onkel von Java und hofft - wie der Rest seiner Familie - dass Java mit seinen Eltern und seinen Geschwistern auch in Zukunft eine Heimat in Österreich haben wird.
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