Das bestätigt Yasha Afdasta, Betreiber des „Fashion TV Club“ und nun auch des Café Westend. Über 700.000 Euro hat er in die Umbauarbeiten investiert, eröffnen will er in der ersten Maiwoche. Der KURIER konnte vorab einen Blick ins Kaffeehaus werfen.
Zum neuen Führungsstil gehört die Teilung von Tages- und Abendbetrieb. Ab 6:30 Uhr wird es klassisches Frühstück, Meinl-Kaffee und auch ein Mittagsmenü geben. Mit Sonnenuntergang wird das Licht gedämpft, Aperitifs und Fingerfood serviert und Livemusik geboten.
Eh nicht "schnöselig"
„Den Leuten eine Melange hinstellen, ist zu wenig. Wenn man nicht mit der Zeit geht, geht es wirtschaftlich bergab. Ziel ist es, das Kaffeehaus auch für die Jungen wieder attraktiv zu machen“, sagt Afdasta. Dazu gehört, dass jeder Tisch mit einer Steckdose ausgestattet wurde.
Eine Sorge, die vermutlich viele teilen, drückt eine Passantin aus: „Machen Sie eh nix Schnöseliges draus?“, fragt sie beim Vorbeigehen. Afdasta beruhigt: „Es ist und bleibt ein Kaffeehaus. Wir haben den alten Charme und Barockstil erhalten. Es soll für alle Gesellschaftsschichten ein Treffpunkt sein, und auch die Preise bleiben leistbar.“
Kommen soll auch ein riesiger Gastgarten mit 220 Sitzplätzen. Sein Team hat der Gastronom schon zusammen, auch Lehrlinge will er im Café ausbilden. Yasha Afdasta selbst hat im Hotel Sacher gelernt und ist von seinem Konzept „zu 100 Prozent“ überzeugt: „Das Westend wird zur Krönung der Mariahilfer Straße.“ Eröffnet werden soll medienwirksam im Beisein von Politikern und Promis.
Im Gegensatz dazu hat das Café Rathaus an der Landesgerichtsstraße 5 in der Josefstadt unbemerkt hinter dem Baustellenzaun der U5 nach einer Renovierung wiedereröffnet.
Der gebürtige Ägypter Samy Gadalla bewahrte das Kaffeehaus 2007 vor der Schließung. Jeder Gast wird von dem 62-Jährigen mit einem „Hereinspaziert“ begrüßt. Die Sanierung war der Wunsch seiner 20 und 23 Jahre alten Söhne: „Man hat die Gebrauchsspuren schon sehr gesehen. Wir wollten das Lokal auf ein neues Level heben“, schildert der jüngste Sohn Antonius.
Eine Wand wurde eingerissen sowie ein Durchgang vergrößert, wodurch das Lokal heller und freundlicher wirkt. Der Rokoko-Stil blieb aber erhalten, Sitzbänke wurden aufgemöbelt, klassische Thonetstühle und eine neue Schank angeschafft. Auf der Karte finden sich jetzt auch vegane Speisen und Milchalternativen.
Charmante Lässigkeit
Stammgast Silvia, die seit 20 Jahren kommt, gefällt der neue, alte Look: „Es ist eines der letzten Kaffeehäuser, das noch nicht ’boboisiert’ ist.“ Manche wären vom lässigen Aussehen der Söhne überrascht gewesen, aber: „Es ist ein Bruch mit der Tradition, der sehr charmant ist. Außerdem haben sie Schmäh und die Preise stimmen.“
Noch stehen die Söhne täglich im Lokal, Vater Samy hilft mit. Wenn man genügend Personal gefunden hat, wollen die beiden studieren und später vollends den Betrieb leiten.
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