Nach Fehlgeburt: Schwere Vorwürfe gegen AKH

Nach Fehlgeburt: Schwere Vorwürfe gegen AKH
Im AKH Wien wird nach der Nicht-Behandlung einer Schwangeren mit Blutungen die Schuldfrage gestellt.

Der Fall jener Schwangeren, die trotz Blutungen erst im dritten Spital, das sie aufsuchte, aufgenommen wurde, sorgt jetzt im AKH Wien für massive Unruhe: Jeder schiebt jedem die Schuld zu. Den Aussagen von Peter Husslein, Leiter der Gynäkologie im AKH, und Oberarzt Martin Langer, die die Abweisung der Patientin damit rechtfertigen, dass das AKH nur noch Kapazitäten für „Risikopatienten“ und Spitzenmedizin habe, widersprach Wilhelm Marhold, Generaldirektor des Krankenanstaltenverbundes (KAV), gestern aufs Schärfste. Marhold sprach von einem „gynäkologischen Notfall“, der zu behandeln gewesen wäre. Warum die Patientin trotzdem nicht untersucht wurde, will er nun aufgeklärt wissen

„Man kann Krankenhausrecht nicht zurechtbiegen, wie man es gerade braucht. Es gibt eine Behandlungspflicht für Notfälle und diese ist auch im AKH einzuhalten“, sagt Marhold.
Peter Husslein hatte im KURIER am Sonntag gesagt, dass man ein Ungeborenes bei Blutungen in der Frühschwangerschaft medizinisch nicht retten könne und man die Patientin daher nicht aufnehmen musste.

Als „unhaltbar“ kritisiert Marhold die Aussage von Martin Langer über angeblich mangelnde Kapazitäten im AKH: „Es ist nett, dass Doktor Langer mich nur ,ungern‘ kritisiert, aber er wird das in Zukunft noch ungerner machen. Denn tatsächlich gab es an diesem Tag noch freie Betten in der Gynäkologie im AKH.“

Ob der zuständige Arzt fahrlässig gehandelt habe, wollte Marhold nicht kommentieren. „Ich warte das Ergebnis der Untersuchung ab“, sagt der KAV-Direktor. Die Menschen könnten sich aber auf jeden Fall darauf verlassen, in Wien in Notsituationen entsprechend behandelt zu werden.

Gesundheitsminister Stöger: "Überprüfung"

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Auch Gesundheitsminister Alois Stöger kündigte im Fall Sandra W. eine Überprüfung an: „Ich bin dafür, dass in Österreich Menschen, die sich an ein Krankenhaus wenden, dort aufgenommen werden. Dafür werden die Spitäler auch bezahlt. Es kann nicht sein, dass man in einzelnen Bereichen meint, man ist nicht zuständig für Patientinnen.“

Auch AKH-Rektor Wolfgang Schütz, der für das ärztliche Personal zuständig ist, zeigte sich „von der menschlichen Dimension“ betroffen – und kündigte Konsequenzen an: „Jetzt muss man sich ansehen, ob im Spitalsbetrieb Fehler passiert sind. AKH-Chef Krepler wird die Sache genau untersuchen. Wir werden ihn dabei mit aller Kraft unterstützen.“

Der Kritik von Thomas Szekeres, Vorsitzender des Betriebsrats des ärztlichen AKH-Personals, dass der Fall „vermutlich eine erste Konsequenz von Personalreduktionen“ sei, widerspricht Marhold: „Tatsächlich ist die Frequenz in den Ambulanzen im AKH seit drei Jahren rückläufig.“
Göttlicher Heiland Im Ordensspital Göttlicher Heiland, das die Frau als Erstes aufgesucht hatte, zeigt man sich weiterhin erschüttert. Die Patientin sei mit einer leichten Blutung ins Spital gekommen, sagt Verwaltungsdirektor Martin Steiner. „Die Voraussetzungen für eine stationäre Aufnahme war nicht gegeben.“ Man habe die Frau aber sehr wohl medikamentös behandelt und sie gebeten, am nächsten Tag wiederzukommen. Das Spital räumte aber ein, die psychische Situation der Patientin nicht richtig erkannt zu haben.

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