Nach Beauty-Pfusch in der Wiener City: Seriöse Kliniken erkennen
Seit vergangenen Mittwoch befindet sich eine Deutsche mit iranischen Wurzeln in Wien in Polizeigewahrsam, weil sie in der Innenstadt medizinische Schönheitseingriffe vorgenommen haben soll, ohne je eine Ausbildung gemacht zu haben. Eine Patientin soll schwere Verletzungen an der Nase erlitten haben. Nachdem die Polizei in einem öffentlichem Aufruf nach weiteren Opfern suchte, sollen sich bereits "zahlreiche Personen als mögliche Opfer beim Landeskriminalamt gemeldet" haben, wie es auf KURIER-Anfrage heißt. Die Schadenssumme wird auf 800.000 Euro geschätzt.
Der Online-Auftritt der angeblichen Schönheitsklinik wirkt seriös. Nun stellt sich für Kunden die Frage, wie man eigentlich ein seriöses Beauty-Institut von einem unseriösen unterscheiden kann.
Schwarze Schafe erkennen
Mitra Modaressi ist Ärztin für ästhetische Medizin und betreibt ebenfalls eine Praxis in der Wiener City. Sie sagt, dass es in der Branche viele schwarze Schafe gibt: "Beauty-Behandlungen boomen und jeder möchte sich daran beteiligen. Das Problem ist, dass die zuständigen Behörden nicht in der Lage sind, Kurpfuscherei aufzudecken, bis dann etwas passiert."
Jeder, der Beauty-OPs und Injektionen anbietet, muss Medizin studiert haben. Insgesamt gibt es in Österreich laut Ärztekammer mehr als 270 Mediziner für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie. Nur sie dürfen beispielsweise mit Botox oder Hyaluron-Spritzen behandeln. Im aktuellen Fall in Wien soll die angebliche Beauty-Expertin auch mit nicht zugelassenen Substanzen gearbeitet haben.
Irreparable Schäden
Bei Behandlungen mit Injektionen kann es zu gravierenden Schäden kommen, wie Modaressi sagt: "Ist man anatomisch nicht geschult und erwischt mit der Nadel ein Gefäß, kann es passieren, dass das Gewebe irreparabel abstirbt. Das kann man in vielen Fällen nicht mehr korrigieren." Solche verpfuschten Beauty-Behandlungen seien in der Praxis aber keineswegs die Ausnahme, wie die Medizinerin sagt: "Sehr viele Patienten kommen wegen Korrekturen nach anderen Behandlungen zu mir, weil vorher etwas schiefgelaufen ist. Man muss sich gut informieren und ein Beratungsgespräch machen. Das muss der Arzt oder die Ärztin machen und nicht die Sprechstundenhilfe oder irgendjemand anderer."
KURIER Talk mit Mitra Modaressi
Ein guter Maßstab, um sicherzugehen, dass man keinem Pfuscher gegenübersitzt, sind Zertifikate und Belege, dass es sich wirklich um einen Arzt handelt. Ist man immer noch unsicher, kann man sich bei der Ärztekammer informieren.
Preisdruck
Ein Indikator für die Seriosität seien laut der Medizinerin auch die Preise. Sehr günstige Angebote sollten einen skeptisch stimmen: "Wenn man sieht, dass es Preise gibt, die besonders niedrig sind, dann stimmt etwas nicht. Den Preis bestimmt zwar der Arzt aber je günstiger der Preis, desto unseriöser sind meist die Behandelnden."
Im aktuellen Fall in Wien laufen die Ermittlungen nun weiter. Die Verdächtige zeigt sich zu den Vorwürfen nicht geständig.
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