Mysteriöser Deal: Bis zu 18 neue Section Controls

Über die Rampe (rechts am Bildrand) wird ausgewichen
Millionen für neue Geräte, die auch funktionierende alte Apparate auf den Autobahnen ersetzen sollen.

Der deutsche Großkonzern Jenoptik jubelt. Während dessen Section-Control in Deutschland noch nicht einmal für den Verkehr zugelassen ist, kauft ihnen die Asfinag gleich 18 der hochmodernen Geräte ab. Der Auftragswert liegt laut Auskunft der Jenoptik im "unteren zweistelligen Millionenbereich". Kundgetan wurde dies in einer kleinen Notiz auf der hauseigenen Internetseite.

Bei der Asfinag gibt man sich zu dem Deal auf Anfrage hingegen kryptisch. Obwohl die Section-Control zuletzt immer groß angekündigt wurde, gibt es diesmal nur auf Nachfragen Auskunft. Bestätigt werden zunächst nur neun Geräte inklusive Wartungsverträge und der genannte Preis. Das Ganze sei aber ohnehin nur ein Rahmenvertrag, es gebe keine Verpflichtung diese Geräte tatsächlich abzurufen.

In Deutschland sieht man das anders: "Jenoptik erweitert die Kooperation mit der österreichischen Asfinag und liefert 18 Anlagen für die Abschnittskontrolle." Keine Rede davon, dass nur Teile der Auftragsmenge geliefert werden.

Bedarf für drei Geräte

Laut Asfinag besteht jedenfalls derzeit überhaupt nur für drei Geräte ein Bedarf. Zwei davon sollen die bestehenden Anlagen im Wiener Kaisermühlen-Tunneln ersetzen. Das bisherige System ist "voll funktionstüchtig, aber mittlerweile in die Jahre gekommen". Warum ein funktionsfähiges System genau erneuert wird, konnte oder wollte man allerdings nicht näher erklären.

Bei dieser Gelegenheit kommt es nun auch zu Wirbel mit den Anrainern des Kaisermühlentunnels. "Wir hören jede Nacht die Leute, die der Section-Control über die Rampe ausweichen", klagt Heidi Sequenz, Grüne und einer Art Sprecherin der Wohnungseigentümer auf der Donauplatte. Denn Richtung A 23 gibt es eine Ausweichmöglichkeit, die seit Jahren eifrig genutzt wird. Mitglieder der illegalen Roadrunner-Szene berichten, dass sie hier Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen. Die Section-Control erfasst sie nicht bei der Einfahrt und wird so umgangen. Auch deshalb ist die Zahl der Strafen von einst 45.000 auf nur mehr 20.000 im Jahr gesunken.

Empörte Anrainer

Mysteriöser Deal: Bis zu 18 neue Section Controls
Heidi Sequenz
Sequenz und die Bewohner der Platte fordern deshalb seit Jahren, die Section-Control um einige hundert Meter bis zur Brigittenauer Brücke zu verlängern. Am Dienstag Abend veranstaltete die Asfinag dazu (und zur aktuellen Baustelle) ein Informationsgespräch. Die unmittelbaren Anrainer fanden ihre Einladungen aber zufällig erst am Tag als die Veranstaltung stattfand im Postkasten – viele schafften es deshalb nicht mehr rechtzeitig dorthin. Vom Umbau der Section-Control erfuhr auch Sequenz erst durch den KURIER.

Schlupfloch bleibt

Die Asfinag denkt aber ohnehin nicht daran, trotz Millioneninvestition dieses Raser-Schlupfloch zu stopfen. "Die Asfinag hat eine Erweiterung des Einsatzgebietes auf weitere Rampenbereiche geprüft. Obwohl dies technisch möglich wäre, erfüllen die weiteren Rampen (wie etwa die Rampe in Fahrtrichtung A 23) nicht die erforderlichen Rahmenbedingungen (...) Aus diesem Grund erfolgt der Einsatz der neuen Anlage in derselben Dimension", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Dass die Section-Control immer noch eine Cashcow ist, zeigt eine Bilanz auf der Ostautobahn. Bei der Baustelle beim Flughafen Schwechat wurden innerhalb eines halben Jahres 100.000 Schnellfahrer erwischt. Der Großteil der Einnahmen fließt jedenfalls an die Asfinag.

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