Mutter mit Halsstich getötet: Verdächtiger war amtsbekannt

In der Rößlergasse in Liesing begegnen einem am Mittwoch mehr Möbelpacker als Bewohner. Die schicke Neubausiedlung ist gerade erst am Fertigwerden. Darauf, dass dort vor wenigen Stunden eine Bluttat stattgefunden hat, deuten nur die Polizisten hin, die eines der Wohnhäuser bewachen.
Am Dienstagabend soll in dem gepflegten Bau ein 22-Jähriger seine Mutter mit einem Messer getötet haben. „Ich wohne darunter, habe aber nichts gehört. Als die Polizei da war, bin ich ins Stiegenhaus und habe das ganze Blut gesehen“, erzählt Nachbarin Nadine F.

Nachbarin Nadine F. wohnt in dem Stockwerk unter dem Opfer
Die Blutspuren sind damit zu erklären, dass der mutmaßliche Täter nach der Attacke Nachbarn um Hilfe bat. Diese verständigten die Einsatzkräfte, welche erfolglos versuchten, die 54-Jährige zu reanimieren.
Insgesamt dreimal soll der Verdächtige seine Mutter mit einem Küchenmesser in den Hals und Nacken gestochen haben. Auslöser war wohl ein Streit. Nicht der erste Konflikt, wie Bewohner berichten.
Mehrere Einsätze am Tatort
Fünf- oder sechsmal sei die Polizei seit 2021 vor Ort gewesen. Diese bestätigt, dass der Mann als Hochrisikofall bekannt war. Es habe Betretungsverbote gegeben, zuletzt aber kein aufrechtes. Der 22-Jährige, der laut Polizei an einer psychischen Erkrankung leiden könnte, soll seine Mutter wiederholt bedroht haben.
Der festgenommene Beschuldigte hat die Tat gestanden, zu den Details vorerst aber geschwiegen. Bewohner, die den 22-Jährigen als höflichen jungen Mann wahrgenommen hatten, bezeichnen die Situation als beklemmend: „Es ist schockierend, dass man so etwas seiner Mutter antut.“
Lokalaugenschein: Mord in Liesing
Fassungslos über die Geschehnisse in der Wohnung in Liesing zeigt sich auch die Schwester des mutmaßlichen Täters.
Ob dieser bei der gemeinsamen Mutter gelebt hat, ist bis jetzt nicht klar. Gemeldet war er in einer betreuten Wohneinrichtung. Nachbarn meinen aber ihn regelmäßig gesehen zu haben. Er sei dabei stets unauffällig gewesen: "Man musste keine Angst haben, wenn man mit ihm im Lift stand", sagt eine Frau, die die Familie vom Sehen kennt.

Alexandra P.
Andere Anrainer fühlen sich aber spätestens nach der Tat unwohl. So etwa Alexandra P.: "Ich lebe seit 2021 hier, damals wurden die Häuser neu gebaut. Ich habe gesehen, dass in der Nacht plötzlich viel Polizei und Rettung da waren. Das sind hier keine billigen Wohnungen, da erwartet man sowas nicht. Momentan fühl ich mich schon unwohl, auch weil ich zwei kleine Kinder habe."
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