Was die neue Morawa-Filiale in der Mariahilfer Straße zu bieten hat

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In der Mariahilfer Straße gibt es einen neuen Morawa. Er tut ein bisschen so, als wäre er gar keine Buchhandlung.

Im untersten Teil der Mariahilfer Straße, gleich neben der Lamarr-Ruine, hat ein neuer Morawa aufgemacht. Für Freundinnen und Freunde des gedruckten Worts ist das eine aufregende Botschaft, ist „der Morawa“ in der Wollzeile doch eine Wiener Institution. Eine der größten Buchhandlungen der Stadt, gut sortiert und mit einer Zeitschriftenabteilung, die ihresgleichen sucht.

Mit dem Gutenberg-Tempel in der Wollzeile sollte man die neue Filiale allerdings nicht vergleichen. Sie hat zwar nur 100 m2 weniger Geschäftsfläche, wirkt aber deutlich kleiner.

Das liegt vielleicht daran, dass besonders im Eingangsbereich statt Büchern hauptsächlich irgendwelche anderen Sachen ausliegen. Auf den ersten Blick ist nicht unbedingt erkennbar, dass man sich in einer Buchhandlung befindet.

Rechts türmen sich Schreibutensilien in Panda- oder Katzendesign, die linke Wand ist mit Geschenkpapier und Grußkarten gefüllt, außerdem werden Wanduhren, Badetücher, Strandtennis-Sets, Seifen oder Geschirr angeboten.

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Die neue Filiale hat nur 100 Quadratmeter weniger Fläche als das Stammhaus in der Wollzeile, wirkt aber deutlich kleiner. 

Wo sind die Bücher?

Es gibt sie, man muss nur ein bisschen genauer schauen. Aber als ob man die Kundschaft nicht gleich verschrecken wollte, findet sich im vorderen Bereich ausschließlich „leichte“ Lektüre. Auf zwei Verkaufsinseln liegen Titel aus dem Genre „Young Adult“, auf einer anderen „Sommerliebe“, auf einer weiteren „Urlaubslektüre“.

Das Sortiment richte sich an jene Kunden, die ein Geschenk suchen, erklärt Morawa-Geschäftsführer Klaus Magele. „Sie haben, sagen wir, ein Budget von 50 Euro. Daher ist es in dieser Zielgruppe wichtig, dass sie zum Buch auch einen Geschenkartikel finden.“

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Mit "Geschenken für Lieblingsmenschen" sind keine Bücher gemeint, sondern zum Beispiel Untersetzer. 

Team Aperol

Mit den „Geschenken für Lieblingsmenschen“, die weiter hinten links im Regal stehen, sind jedenfalls keine Bücher gemeint, sondern diverser Nippes, von der Vase mit applizierten Chilischoten (€ 99,95) bis zu einem in der Mitte auseinandergeschnittenen Dackel, dessen Hälften als Bücherstützen dienen sollen (€ 59,95); in dieser Ecke werden auch Servietten und Socken mit Tiermotiven oder Untersetzer mit zum Getränk passenden Texten („Team Aperol“) angeboten.

Dahinter wird der neue Morawa dann endlich zur Buchhandlung. Das Literatur-Sortiment ist in „Romane“ (7 Regalsegmente), „Klassiker“ (1), „Österreich“ (3) und „Krimi“ (9) unterteilt. Ganz hinten finden die Lesungen statt. Das Untergeschoß ist den „Kids“ gewidmet. Dunkle Möbel, dazwischen eingelassene rote Polsterbänke: Die Atmosphäre ist viel gediegener, der Non-Book-Anteil viel kleiner als oben. Die Kinder sehen nicht nur gleich, dass sie sich in einer Buchhandlung befinden, sie spüren es auch.

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Die Kinderabteilung im Untergeschoß sieht am meisten nach Buchhandlung aus.

Im oberen Stock sind die Sachbücher daheim, als Erstes stößt man auf eine bunte Wand voller Reiseführer. Es gibt Bücher zu allen möglichen Themen, von Politik bis Esoterik, von Mode bis Sport, aber für jeden Bereich sind nur wenige Regalmeter vorhanden. Das ist ein Manko des neuen Morawa: Er will alles abdecken (sogar eine Vinyl-Ecke gibt’s!), hat aber nicht genug Platz. Kaum zu glauben, dass es hier genauso viele Titel (50.000) wie in der Wollzeile geben soll.

Leselust-Lounge

Den meisten Raum nehmen im Obergeschoß Kochbücher ein. Dazu passend wurde oben auch ein kleines Lokal, die „Leselust-Lounge“, eingerichtet. Hier kann man mit Blick auf die Mariahilfer Straße frühstücken (bis 12 Uhr) oder Kaffee trinken; es liegen Tageszeitungen und Magazine auf. Kaufen kann man hier übrigens keine Zeitungen, aber zum Glück gibt’s ja noch den Morawa in der Wollzeile.

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