Bereitet sich Wien auf eine Corona-Herbstwelle vor?

Bereitet sich Wien auf eine Corona-Herbstwelle vor?
Der ehemalige Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds warnt vor einer großen Zahl an Patienten. Die Stadt sieht derzeit noch keinen Handlungsbedarf für die Spitäler.

Mitten ins Sommerloch platzte vor wenigen Wochen eine Meldung, die wohl niemand mehr hören wollte: Für den Herbst erwarten Experten eine neuerliche Coronawelle. Verantwortlich dafür ist wie berichtet die neue Virus-Variante Eris, die sich schneller ausbreitet als ihre Vorgänger.

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Gleichzeitig geben aber viele Mediziner Entwarnung. Sie gehen nicht davon aus, dass die Welle verbreitet zu schweren Krankheitsverläufen führen wird. Denn bei dem neuen Erreger handelt es sich immer noch um eine Omikron-Subvariante, gegen die ein großer Teil der Bevölkerung dank Impfung oder durchgemachter Infektion einen guten Schutz aufgebaut hat. Obendrein soll es im Herbst einen Impfstoff geben, der speziell auf diese neue Corona-Variante abgestimmt ist.

Es gibt aber auch mahnende Stimmen.

"Jetzt schon vorsorgen"

„Die Spitäler wären gut beraten, wenn sie sich dennoch jetzt schon Gedanken darüber machen, wie sie mit einer möglichen starken Belastung mit Corona-Patienten umgehen“, sagt Wilhelm Marhold, ehemaliger Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (heute Wigev) und Experte bei der gesundheitspolitischen Plattform Praevenire. Denn es könne durchaus passieren, dass auch diese Saison eine Corona- mit einer Grippewelle zusammentrifft, was zu einer großen Zahl an Patienten führen würde, die im Spital behandelt werden müssen.

Bereitet sich Wien auf eine Corona-Herbstwelle vor?

Wilhelm Marhold

Schon jetzt „im Trockendock“ ließe sich festlegen, welche Abteilungen für den Fall des Falles für die Corona-Versorgung freigemacht werden und wie das nötige zusätzliche Personal rekrutiert werden soll.

So kann sich Marhold etwa vorstellen, dass bei Überbelastung Pflegekräfte im letzten Ausbildungsjahr für den Routinebetrieb herangezogen werden, um das angestammte Personal, das in den Corona-Stationen gebraucht wird, zu entlasten.

Erfahrung gesammelt

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sieht man aktuell keinen Anlass für solche Schritte. Nach jetzigem Stand rechnet man nur mit einer relativ geringen Zahl an schweren Erkrankungen im Herbst.

Obendrein hätten die Gemeindespitäler in den Jahren der Pandemie sehr viel Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung gesammelt. Das gelte auch für das gleichzeitige Auftreten von Corona- und Influenzawellen. „Falls nötig können sie sehr schnell und flexibel reagieren“, betont ein Sprecher. „Die für die Pandemie entwickelten Stufenpläne für die Spitäler sind ja noch vorhanden und können jederzeit wieder zur Anwendung gebracht werden.“

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Auch außerhalb der Spitäler wird es in Wien nach jetzigem Stand keine speziellen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Herbstwelle (wie etwa eine Maskenpflicht) geben, obwohl die Stadt für ihren sehr vorsichtigen Kurs während der Pandemie bekannt war. Dafür würden schlichtweg die rechtlichen Grundlagen fehlen, heißt es im Hacker-Büro. So ist Corona mittlerweile keine meldepflichtige Erkrankung mehr.

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