Doch dann wurde bei ihrem Mann Demenz diagnostiziert. Am Anfang war das noch kein Problem, erinnert sich Frau S. "Da hat er vielleicht den Zulassungsschein für das Auto vergessen." Doch die Krankheit wurde schlimmer. Herr S. wurde launig, wollte nicht mehr aufstehen. Die letzten zwei Jahre seines Lebens ließ er sich nicht mehr waschen oder rasieren. "Er hat ausgeschaut wie der Rasputin", beschreibt die Angeklagte.
Frau S., gelernte Schneiderin und später auch als Heimhilfe tätig, übernahm die Pflege des Ehemannes. "Doch eines Tages hat sie eine Hand nicht mehr bewegen können. Da war ihr klar, dass sie ihn nicht mehr pflegen kann. Sie war verzweifelt, wollte verhindern, dass er dahinsiechen muss", sagt Rechtsanwalt Felix Oberdorfer.
"Ich wollte mich selbst umbringen. Aber ich kann ihn ja nicht zurücklassen", erklärt die 91-Jährige.
Also habe sie gewartet, bis ihr Mann am Abend des 21. Juli einschlief. Dann setzte sie an drei Stellen in der Wohnung Kleidung, Taschentücher und Stofftiere in Brand. Als Brandbeschleuniger verwendete sie Wundbenzin.
"Sie wollte in der Küche auch das Gas aufdrehen, aber das hat nicht funktioniert", sagt die Staatsanwältin.
Mit Drehleiter gerettet
Die 91-Jährige öffnete die Balkon-Tür. Durch den Sauerstoff wurde das Feuer so angefacht, dass sie selbst nicht mehr in die Wohnung konnte. Die Feuerwehr rettete sie mit einer Drehleiter vom Balkon im fünften Stock. Ihr Mann allerdings starb an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung.
"Er ist im Schlaf gestorben", sagt die Gerichtsmedizinerin. Und es hätte genug Gründe gegeben, dass er eines natürlichen Todes stirbt, führt sie aus. Die Aufzählung seiner Krankheiten nimmt mehrere Minuten in Anspruch.
Die betagte Angeklagte war zurechnungsfähig, bestätigt der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann. "Es ist ein Unglück, dass es niemanden gegeben hat, der von außen korrigiert hat. Eine Heimhilfe zum Beispiel." Eine Gefahr für andere sei die Frau auf keinen Fall. "Die einzige Gefahr ist, dass sie sich selbst umbringt."
Urteil: 12 Jahre Haft; nicht rechtskräftig. "Für meine Mandantin ist jede Verurteilung lebenslang", sagt der Anwalt schon vor dem Prozess.
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