Prozess: Der Wien-Attentäter war sein Vorbild

Terror-Prozess am Wiener Landesgericht
Ein 17-jähriger Wiener wollte „Ungläubige“ schlachten oder Märtyrer werden.

Langes, dunkelblondes Haar, Bart, hagere Figur, schüchternes Auftreten. Fragen beantwortet der 17-Jährige zaghaft und leise. Nervös streicht er mit seinen Fingern über den Bildschirm, der vor ihm auf der Anklagebank im Landesgericht für Strafsachen montiert ist. „Vermögen?“, fragt die Richterin. „Taschengeld“, antwortet der Teenager.

Angeklagt ist der Jugendliche nach dem Terrorparagrafen. Innerhalb weniger Monate ist er zum Islam konvertiert und kurz nach dem Wien-Terror (November 2020) zum IS-Anhänger geworden.

Kein Augenkontakt

Seine Wandlung fiel vor allem in seiner Handelsschule auf. „Am Anfang hatte er Probleme, Mitschülerinnen und Lehrerinnen in die Augen zu schauen. Aber er ist schnell radikaler geworden. Er hat besonders brutale Tötungsvideos des IS vorgespielt und auch verschickt“, sagt der Staatsanwalt.

Den Wien-Attentäter habe er verehrt. Zudem rief er zur Tötung der „Ungläubigen“ auf und überlegte, wie er am besten nach Syrien oder in den Irak reisen könnte. Sogar in radikalen Moscheen fiel er negativ auf – und wurde vor die Tür gesetzt.

Eines Tages kam er mit einem Butterfly-Messer in die Schule. Das war der Tag, an dem ihn die Polizei abholte.

Einen „Hiasl“ nennt ihn Anwalt Werner Tomanek. „Er ist geständig. Das war ein Lebensabschnitt, der vorüber ist.“ Laut Bewährungshilfe sei er orientierungslos, habe Mobbing-Erfahrungen und eine eingeschränkte Sozial-Kompetenz.

Urteil: 21 Monate Haft, davon sieben unbedingt; rechtskräftig. Außerdem muss er Bewährungshilfe, Deradikalisierungsprogramm und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.

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