Mindestens 15 Opfer des Schützen

Mindestens 15 Opfer des Schützen
Mittlerweile gibt es mindestens 15 Opfer jenes Schützen, der in Wien sein Unwesen treibt. Und eine erste, kleine Spur.

Wer tut so etwas? Wer feuert wahllos mit einer Luftdruckpistole oder einem Luftdruckgewehr auf Passanten, Radfahrer und Autofahrer? Nach wie vor fehlt vom mysteriösen Wiener Heckenschützen in jede Spur. Dafür wächst die Zahl der Opfer: Einige haben sich erst Tage später gemeldet, nachdem über die Vorfälle berichtet wurde. Derzeit hält man bei 15 beschossenen, teils verletzten Passanten sowie zwei beschädigten Autos (siehe Grafik).
"Wir haben an die 40 Meldungen erhalten, nicht alle passen aber zu dieser Schuss-Serie", heißt es im Wiener Landeskriminalamt. So waren auch einige beschädigte Windschutzscheiben von Autos dabei: Eindeutig durch Steinschlag entstanden, wie die genaue Begutachtung ergab.

Die Hinweise auf den oder die Täter sind weiter mehr als spärlich. Die Fahnder gehen aber davon aus, dass der Schütze vermutlich aus einem fahrenden Auto heraus geschossen hat - ein "kleiner, heller Pkw", wie einige der Opfer beobachtet haben.

Knall

Mindestens 15 Opfer des Schützen

"Ich hab aus den Augenwinkel neben mir das Auto wahrgenommen - da hörte ich einen Knall und spürte einen heftigen Schmerz an meiner linken Seite", schildert Lucia N. Die Exportmanagerin war Donnerstag vor einer Woche gegen 19 Uhr mit ihrem Rad auf dem Heimweg, als es an der Kreuzung Längenfeldgasse/Eichenstraße zu dem Vorfall kam.

"Ich wusste, das war ein Schuss, ich war aber so überrascht, dass ich gar nicht darüber nachdachte, was da passiert ist", sagt Lucia N. Sie sah das helle Auto noch in der Längenfeldgasse davon fahren, radelte nach Hause und versorgte ihre blutende Wunde: "Die war nicht so schlimm." Am nächsten Tag radelte sie an der Stelle nochmals vorbei - und fand das "Stamperl", das sie getroffen hatte: "Nachdem Kollegen gesagt haben, du, wir haben in den Nachrichten von noch mehr Opfern gehört, bin ich mit dem Projektil zur Polizei." Und erst Tage später suchte die Frau einen Arzt auf.

Serie

Mindestens 15 Opfer des Schützen

Der größte Teil der bisher bekannten Schussattacken, nämlich 13, ereigneten sich an jenem Donnerstagabend, dem 15. September. Erstes und bisher jüngstes Opfer war gegen 18 Uhr die 16-jährige Iclal U. am Atzgersdorfer Platz in Liesing: Sie wurde am Oberarm getroffen, als sie gerade eine Freundin zur Bus-Haltestelle begleitete.

Mittlerweile ordnen die Ermittler dem Schützen auch frühere Vorfälle zu: Bereits am 25. August wurde in der Wolkersbergenstraße in Hietzing der Seitenspiegel eines Autos beschädigt. Am 6. und 10. September wurden ein 61-jähriger sowie ein 18-jähriger Fußgänger beschossen.

Nach der "Donnerstags-Serie" dürfte der Schütze nur noch einmal zugeschlagen haben: Vergangenen Freitag wurde zu Mittag in der Rodauner Straße in Liesing das Seitenfenster eines Autos beschossen.

Abgefeuert wurden immer Bleigeschosse mit Flachkopf (4,5 Millimeter Durchmesser). Ob aus einem Luftdruck-Gewehr oder eine Luftdruck-Pistole, ist offen. Letztere Waffe scheint eher wahrscheinlich. Und - der Heckenschütze war vermutlich nicht zugleich auch der Lenker des Autos, er war also nicht allein. Über sein Motiv kann man nur spekulieren.

Belohnung

Mindestens 15 Opfer des Schützen

"Für uns ist das alles aber kein Lausbubenstreich mehr" meint Polizeisprecher Mario Hejl. Jetzt hofft man darauf, dass doch bald eindeutigere Hinweise einlangen. Denn der Verein der Freunde der Wiener Polizei hat für solche eine Belohnung von 2000 Euro ausgelobt. Zeugen oder Mitwisser können sich (auch vertraulich) unter 01/31310/33 800 an die Polizei wenden.

Die Tatorte in chronologischer Reihenfolge

25. August:
Fall 1: 13.30 Uhr in Hietzing, Wolkersbergenstraße 40: Rechter Seitenspiegel von Auto beschädigt

6. September:
Fall 2: 15.00 Uhr, in Margareten, Reinprechtsdorfer Straße/Siebenbrunnenplatz; Opfer: 61-jähriger Mann

10. September:
Fall 3: 22.45 Uhr in Meidling: Rechte Wienzeile 231, Opfer: 18-jähriger Mann

15. September:

Fall 4: 18.00 Uhr in Liesing: Brunnerstraße, Busstation "Atzgersdorfer Platz" der Linie 66A, Opfer: 16-jährige Frau
Fall 5: ca. 19.00 Uhr in Favoriten, Gudrunstraße/Laxenburger Straße; 26-jähriger Mann
Fall 6: 19.00 Uhr in Favoriten: Kundratstraße 6, Opfer: 26-jähriger Mann
Fall 7: ca. 19.00 Uhr am Margareten Gürtel 35, Opfer: männliche Person, Alter unbekant
Fall 8: 19.05 Uhr in Meidling: Längenfeldgasse, Radweg in Höhe Eichenstraße, Opfer: 56-jährige Frau
Fall 9: ca. 19.05 Uhr ebenfalls in Meidling, Längenfeldgasse 13-15, Opfer: 43-jährige Frau
Fall 10: 19.10 Uhr, Rudolfsheim-Fünfhaus, Winckelmannstraße 20, Opfer: 36-jähriger Mann
Fall 11: 19.50 Uhr in Penzing, Hütteldorfer Straße 153, Opfer: 61-jähriger Mann
Fall 12: 19.50 Uhr in Penzing, Ameisgasse 65; Opfer: keine Angaben
Fall 13: 20.30 Uhr in Margareten, Wiedner Hauptstraße 139; Opfer: keine Angaben
Fall 14: ca. 21.00 Uhr in Meidling, Eichenstraße 78; Opfer: 18-jähriger Mann
Fall 15: 22.20 Uhr in Leopoldstadt, Engerthstraße 150, Opfer: 62-jährige Frau
Fall 16: 22.45 Uhr in Hietzing, Wattmanngasse 38, Opfer: 47-jähriger Mann

16. September:
Fall 17: 12.45 Uhr in Liesing, Rodauner Straße 52; Seitenfenster von Auto beschädigt

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