Millionen-Prozess um mutmaßlichen Bitcoin-Betrug

FILE PHOTO: Some of Bitcoin enthusiast Mike Caldwell's coins in this photo illustration at his office in Sandy, Utah
Am Donnerstag standen zwei Österreicher in Wien vor Gericht - sie sollen 79 Investoren um mehr als eine Millionen Euro betrogen haben.

Schwerer gewerbsmäßiger Betrug wirft die Anklage den beiden Österreichern, 28 und 41 Jahre alt, vor. Strafrahmen: Bis zu zehn Jahren Haft. 79 Investoren sollen die beiden zwischen 2018 und 2019 angeworben und um ihr Geld betrogen haben.

Viele von ihnen, oder zumindest ihre Privatbeteiligtenvertreter, wollten den Prozess am Donnerstag am Straflandesgericht Wien verfolgen. So musste ein großer Saal gesucht werden, der Prozess konnte erst zwei Stunden verspätet starten. 

Teils bekannten sich die beiden Männer schuldig. Sie gaben an, den Verein für den von der Staatsanwältin bezeichneten „groß angelegten Investitionsbetrag mit Bitcoins“ nicht in betrügerischer Absicht gegründet zu haben. Vielmehr gab es aufgrund eines Hackerangriffs auf die Krypto-Börse Binance einen Einbruch auf das Geschäft, weil die Ein- und Auszahlungen gestoppt werden mussten. Während der eine mit Bitcoins gehandelt habe, hätte der ältere der beiden - ein ehemaliger Wirtschaftsstudent - die Kunden angeworben.

Vereinsgründung in der Schweiz

Angefangen hat alles wie im Glücksspiel. Nach seiner Entlassung aus der Haft investierte der jüngere Erstangeklagte geliehenes Geld in Kryptowährung. Und hatte Erfolg: "In einem Monat hatte ich fast eine Verdoppelung." Als er bald darauf den Zweitangeklagten kennenlernt, beschloss man, „legal real Leuten Geld zu vermitteln“. In der Schweiz wurde ein Verein mit dem vertrauenserweckenden Namen „Da Vinci Fintech Executives Switzerland“ mit internationaler Anmutung, potenziell hohen Renditen (2,5 Prozent pro Woche (!) wurden versprochen), gegründet.

Anfangs sei das Geld noch ausbezahlt worden. 11 Monate lang, dann sei der Crash gekommen, so ein Angeklagter. Nach dem Hackerangriff hätten die Bitcoins die Hälfte ihres Werts verloren, verantwortete sich ein Beschuldigter.

Innerhalb des Vereins wurde - via Whatsapp - diskutiert, wie zu verfahren sei. Die Entscheidung: Weiter machen wie bisher, und hoffen, dass der Markt sich erholt. Das sagt die Staatsanwaltschaft, die das System mit dem Schneeballsystem des US-Betrügers Charles Ponzi verglich. Hohe Gewinnversprechungen, die nur dann bezahlt werden können, wenn immer neue Kunden gewonnen werden. Eine Art Schneball-System. 

Geld verdienen, nicht betrügen

Dem widersprach der Verteidiger des Erstangeklagten. Das Projekt sei gegründet worden, um Geld zu verdienen, nicht um zu betrügen. Beim Crash hätte der Angeklagte die Tätigkeit stoppen müssen. Weil allerdings immer weiter kleine Geldsummen ausgeschüttet wurden, wurden Investoren offenbar dazu verleitet, neuerlich zu Investieren. 2021 war dann endgültig Schluss. Wie ein Schneeballsystem trudelten immer mehr Anzeigen bei der Polizei ein. Der 28-Jährige befindet sich seither in U-Haft, sein Kollege wurde nach mehreren Monaten auf freien Fuß gesetzt. 

Ein Treppenwitz war auch der Grund für eine zweite Anklage gegen den 28 Jahre alten Geldhändler: Weil er sich von einem Auto verfolgt gefühlt hatte, bat er zwei Polizisten, die bei ihm in Bitcoins investiert hatten, um Aushebung des Kennzeichens. Das war das Fahrzeug der Kriminalpolizisten, die ihm schon auf den Fersen waren: Anklage wegen versuchter Anstiftung zum Amtsmissbrauch.

Der Prozess wurde vertagt. 

Kommentare