"Mein süßes Geheimnis"

Immer mehr Wienerinnen entdecken den Tanzstil für sich.

Zupacken, hochziehen, runterwerfen." Zu den feurigen Rhythmen eines Tangos kommt Evita Danguerra den Ansagen der Lehrerin nach. Sie rafft den voluminösen Rock, zieht ihn übers Knie, lächelt kokett und lässt ihn fallen. Bestimmten Schrittes und mit wiegenden Hüften. Der Blick durch die Maske, verrucht. Für die nächsten zwei Stunden ist die Wienerin eine spanische Verführerin.

In Wahrheit heißt die Wienerin auch nicht Evita Danguerra und geht einem Beruf im Finanzsektor nach. Aber im Burlesque-Tanz braucht es einen passenden Künstlernamen. Das war eine der ersten Lektionen, die Rebecca Greenstein ihren Schülerinnen gab. Nummer zwei: Kaufe die richtigen Schuhe!

Aus New York

Die gebürtige New Yorkerin Greenstein ist eine professionelle Sängerin, die in den USA auch Opern produziert. Seit zwei Monaten bringt sie einigen Wienerinnen Burlesque bei. Die Theaterform, die Anfang des letzten Jahrhunderts aufkam, erlebt derzeit, auch dank Sinnbild Dita von Teese, selbst in Wien ein Revival. Einerseits durch Veranstaltungen wie "Cirque Rogue" in der Roten Bar des Volkstheaters und dem "Cotton Candy Club" in der Fledermaus. Vermehrt aber auch durch Workshops, bei denen Frauen (und vereinzelt auch Männer) diesen Tanzstil erlernen können. Wie etwa bei Greenstein in den Räumlichkeiten der i-Akademie; einem Institut, das sich gegen den Alltagstrott richtet.

Mit einem Punkt will Greenstein aufräumen. Es geht nicht ums Ausziehen; es geht darum, sich zu präsentieren. "Man kann eine ganze Nummer damit verbringen, nur den Handschuh auszuziehen." Oft reichen kleine Gesten, schon knistert die Luft. Greenstein nimmt die Spitze des Handschuhs in den Mund, legt den Kopf in den Nacken, die Augen halb offen, und zieht die Hand nach vorne.

Das Ziel des Kurses: Frauen Macht geben. Burlesque als Erniedrigung? Sicher nicht! Denn: "Wer seine Weiblichkeit kennt und sie einzusetzen weiß, der strahlt einfach Selbstbewusstsein aus."

Ausstrahlung

Die Kursteilnehmerinnen können das bestätigen. Die neue Einstellung zu ihrem Körper helfe ihr sogar bei geschäftlichen Treffen, erklärt etwa eine Teilnehmerin. Sie trete nun bestimmter und selbstbewusster auf. Und das nehme die Umwelt wahr.

Evita Danguerra sieht das genauso. Ihr "süßes Geheimnis" nennt sie den Kurs. Die Rolle, in die sie hier schlüpft, und der geschützte Raum des Workshops helfen dabei, sich selbst zu entdecken. Hier muss nichts peinlich sein. Und das ist so unglaublich befreiend.

Nicht nur für die Arbeitswelt, ein bisschen auch im eigenen Schlafzimmer. Für eine Kursteilnehmerin ist der Kurs das "Weihnachtsgeschenk für meinen Mann". Und als Geschenk für sich selbst wird sie den Folgekurs im Februar besuchen.

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