Mehr Therapie-Angebote für Übergewichtige gefordert

Zur Einschätzung des Krebsrisikos übergewichtiger Männer könnte künftig anstatt des bekannten Body-Mass-Index (BMI) der Taillenumfang herangezogen werden.
Es ist eine dramatische Prognose, die die World Obesity Federation stellt: Bis 2035 könnte mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung übergewichtig oder gar fettleibig (adipös) sein, warnen die medizinischen Experten. Kindliche Adipositas wird sich demnach bei den Buben verdoppeln und bei den Mädchen um 125 Prozent erhöhen. Die Mediziner fordern daher Maßnahmen auf nationaler Ebene.
Schon jetzt ist die Lage in Österreich besorgniserregend: Jedes dritte Kind ist übergewichtig. Etwa zehn Prozent leiden sogar unter Adipositas.
Dennoch gibt es österreichweit nicht genügend Einrichtungen, die sich gezielt mit diesem stetig wachsenden Gesundheitsproblem beschäftigen. Generell ist unter den Medizinern das Problembewusstsein noch nicht sehr ausgeprägt. Das legt auch die Beantwortung einer Anfrage der ÖVP an Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) nahe. Demnach wurde in den Wiener Gemeindespitälern in den Jahren 2013 bis 2021 durchschnittlich 8.000 Mal im Jahr die Diagnose Adipositas dokumentiert. Mit fallender Tendenz. Dies passe laut Experten nicht mit der tatsächlichen Verbreitung der Erkrankung zusammen.
Keine Systematik
Bei medizinischen Aufnahmegesprächen wird der Body-Mass-Index (BMI), ein verbreiteter Richtwert zur Bestimmung von Übergewicht, nicht festgestellt. Eine systematische Auswertung der Daten findet nicht statt. Das Behandlungsangebot umfasst derzeit Ambulanzen im Rahmen von Subspezialisierungen an mehreren Spitälern. Eine eigene Station, die sich ausschließlich der Adipositas widmet, gibt es derzeit aber nicht.
Die Wiener ÖVP fordert nun, dass die Stadt die einschlägigen Angebote ausbaut, um so Vorbild für die anderen Bundesländer zu werden. Allen voran wünscht sie sich ein eigenes Adipositas-Zentrum nach dem Vorbild des bestehenden Diabetes-Zentrums.
Weiters soll der BMI in Aufnahmegesprächen verpflichtend dokumentiert werden. Eine Info-Kampagne soll zu einer Entstigmatisierung der Erkrankung beitragen.
„Die Erkrankten werden allein gelassen. Jetzt wäre die Chance, die Stigmatisierung zu beenden und mit einem Adipositas-Zentrum neue Maßstäbe zu setzen“, sagt ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec.

Ingrid Korosec (ÖVP)
Bei der Stadt verweist man auf die Maßnahmen, die man schon gesetzt habe. So werde mit dem „Gesundheitsbericht Wien“ die epidemiologische Entwicklung von Übergewicht bereits seit 20 Jahren beobachtet. Zudem verfüge die Stadt über ein breites Präventions- und Behandlungsangebote.
Kommentare