Was der neue Marktraum am Naschmarkt zu bieten hat

Eröffnung Marktraum Naschmarkt
Ein kulinarischer Rundgang durch den neuen Marktraum am Naschmarkt: 13 Stände sind hier eingezogen.

Seit Freitag ist er also eröffnet, der „Marktraum“ am Ende des Naschmarkts. Ein Raum ist er natürlich nicht, sondern eine Halle, die man aber nicht so nennen soll, weil sonst die grantigen Anrainer noch ein bisschen grantiger werden. 

Und ein Markt ist er auch nicht wirklich, ein bisschen natürlich schon, aber er ist – dank der vielen Kulinarik zum vor Ort genießen – mehr. „Food Hall“ würde man ein derartiges Gebäude im Ausland voller Stolz nennen. Aber das geht – weil Englisch und deshalb pfui – in Wien natürlich auch nicht.

Zum Glück ist es wichtiger, was drinnen ist, als was drauf steht – und daher lässt sich nach einem ersten Rundgang bilanzieren: Der Marktraum hat das Potenzial zum Genuss-Hotspot des ohnehin kulinarisch gut ausgestatteten Grätzels. Exakt 13 Standler bieten drinnen im Warmen – an grauen Novembertagen durchaus ein Standortvorteil – ihre Waren an. Und da ist schon sehr viel Schönes dabei.

"Brutales" Burger-Highlight 

Ein Highlight ist definitiv der Burger-Laden „Brutal am Markt“, an dem es neben dem Chicken Burger einen No Chicken Burger gibt, in dem der frittierte Austernpilz, der als Fleischersatz dient, so knusprig ist, dass man sich überlegt, doch noch Vegetarier zu werden. Auch das Grilled Cheese Sandwich kann sich sehen lassen; nur die Pimentos de Padron dürften ruhig etwas mehr Röstaromen und Salz abbekommen, bevor sie mit der guten Salsa Verde in die Mitnehm-Box dürfen.

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Beste Austernpilz-Burger und Pommes vom „Brutal am Markt“.

Pilze findet man am anderen Ende der Halle auch bei „Hut und Schanze“, einer Kooperation der Pilzfarm „Hut und Stiel“ und der Gärtnerei „Bioschanze“, beide aus der Donaustadt.

Dort kann man nicht nur Pilze für daheim kaufen, sondern sie auch warm in der Galette genießen – also einer Art Palatschinke oder Crêpe, die man aber nicht so nennen darf, weil sie aus Buchweizen ist und so einen feinen, erdigen Geschmack hat. Zubereitet wird sie frisch, man darf zuschauen und sich drauf freuen. Füllen lassen kann man sie sich auch mit Ofengemüse und Salzzitrone oder mit roter Rübe und Ziegenkäse. Fazit: Schmeckt deutlich gesünder als der Burger; jeder darf für sich selbst entscheiden, was er mit der Information macht.

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Die Pilzauswahl ist groß.

Omnipräsent ist der Leberkäse, der bei „Wald gut“ für Schlangen sorgt. So saftig und mit knackiger Kruste bekommt man ihn anderswo selten, neben dem Klassiker hat man Käse, Chili und Wild im Angebot. 

Unruhe am Leberkäsestand

Das Geschäft läuft so gut, dass am Samstag zu Mittag Unruhe ausbricht, weil der Nachschub stockt. Vielleicht liegt es daran, dass das Angebot ungewöhnlich ist: Die Semmel kostet 5 Euro, egal wie dick man sie füllen lässt. Und weil die Gier ein Hund ist, kann man sich vorstellen, wie so manche Semmel aussieht, die über den Tresen wandert. (Die Mayonnaise sollte man aus Gründen des kulinarischen Anstands übrigens aus dem Sortiment nehmen.)

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Die Semmel kostet 5 Euro, egal wie dick man sie füllen lässt.

Mutige können drei Stände weiter auf Fischleberkäse ausweichen, der – überraschend gut – von „Blün“ verkauft wird. Der Betrieb vereint im 22. Bezirk Gemüseanbau mit Fischproduktion und bietet seine Waren (darunter Räucherfisch, Tomaten in fast allen Farben, selbst gemachtes Ketchup und Fischgarum) nun auch hier an.

Beste Buchteln

Bei „k. u. k. Delikatessen“ findet sich der Leberkäse nicht in der Semmel, sondern kalt in der Focaccia, alternativ füllt man diese hier mit Käse oder mit Schinken und Kraut. Darüber hinaus gibt es Delikatessen (von Trüffelblutwurst bis Bratapfelaufstrich). 

Der Höhepunkt sind jedoch zweifellos die Buchteln (mit Marillenmarmelade oder Powidl), die herrlich flaumig und gehaltvoll zugleich sind und mit Vanillesoße serviert werden. Dazu passt der hervorragende Kaffee vom „Röstraum“, der gleich 15 verschiedene Röstungen anbietet – und Kaffekirschen-Tee, den man versuchen sollte.

In Wiens Geschichte kann man gegenüber bei „28 Lots“ eintauchen. Die Edel-Schoko-Manufaktur bezieht sich in ihrem Namen auf die alte Gewichtseinheit für Schokolade, die galt, als Maria Theresia den Schokoladenverkauf 1781 für die Märkte freigab. 28 Lot entsprachen 490 Gramm. Die Tafeln, die man heute verkauft, sind deutlich leichter, dafür sind sie gut gefüllt oder kreativ bestreut (etwa mit selbst kandierten Zitronen).

Mit etwas Glück trifft man an diesem Stand auch Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), die den Marktraum in den vergangenen Jahren verwirklicht hat, bevor das Märkte-Ressort im April (zumindest formal) an die Neos wanderte, und die an diesem Samstag mit ihrem Einkauf nun privat den Absatz ankurbelt. Man kann Sima wahlweise wegen des Marktes angranteln oder sich von ihr Schoko-Sorten empfehlen lassen. (Die Stadträtin rät zu „gesalzenem Butterkaramell.)

Die neue Markthalle am Wiener Naschmarkt

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Neuer Marktraum am Naschmarkt

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Neuer Marktraum am Naschmarkt

Keinen leichten Stand hat die „Käsehütte“. Wenige Hundert Meter weiter am Naschmarkt gibt es mit dem „Käseland“ einen der besten Läden der Stadt, auch am Bauernmarkt (der am Samstag rund um die Halle für Flair sorgt) gibt es so manche Käsespezialität. In der „Käsehütte“ versteht man sich auf österreichische Produkte, die Bedienung ist top – andere große Käsenationen überlässt man dem Mitbewerb. Keine schlechte Idee.

Italo-Flair aus dem 9. Bezirk

Die gehypten „Fratelli Valentino“, deren Weinbar und Caseificio (also Käserei) man aus dem 9. Bezirk kennt, sorgen für Italo-Flair. In dem kleinen Stand gibt es Stracciatella oder Ricotta und Fior di Latte, es wird gelacht und geschrien und wenn die Burrata abgefüllt wird, spritzt die Lake.

Nebenan verkauft Alexander Moser (dessen Kärntner Familienbetrieb schon Gastrogrößen wie Steirereck oder Lukas Nagl beliefert hat) Fisch aus Wildfang oder (außerhalb der Saison) Zucht.

Die Auswahl ist reichhaltig, im Sommer gibt es sogar Krebse. Mit an Bord ist Gastronom Tono Soravia, der im „Collina am Berg“ im 7. Bezirk nicht nur bestes Wild, sondern Fisch (toller Matjes, den es nun auch hier gibt!) auf die Teller bringt. Am Markt belegt er derzeit persönlich Brötchen mit Räucherfisch und Kren.

Fazit: Nach einem Rundgang fällt das Granteln schwer.

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