Karlskirche eröffnet restaurierten Bereich erstmals für Besucher
Vor knapp 300 Jahren wurde die Karlskirche im Auftrag von Kaiser Karl VI. errichtet. Seit mehr als 20 Jahren wird sie nun schon renoviert. Wirklich fertig ist man damit aber nie, schließlich sind fast täglich kleinere Reparaturen notwendig. Die bisher aufwendigste Restaurierung wurde jedoch Ende Oktober abgeschlossen: die Sanierung des Kaiseroratoriums, der kaiserliche Betraum, inklusive Stiegenhaus.
Vollbracht hat dieses „Meisterwerk“, wie man es in der Karlskirche stolz nennt, Restaurateurin Manuela Fritz mit einem zehnköpfigen Team. Sie selbst nennt es eine Sisyphusarbeit – denn der Zustand des Oratoriums war weit schlechter als ursprünglich angenommen.
Original einfach übermalt
Oberflächen wie der Stuckmarmor waren verfärbt und beschichtet worden, jedoch nicht sachgerecht, sondern mit Schellack. Die barocke Originalvergoldung lag ebenfalls unter Schellack und einer weiteren Schicht unechtem Blattgold verborgen. Vieles musste Fritz mit dem Skalpell in mühsamer Kleinstarbeit abtragen, ohne das darunterliegende Material zu beschädigen.
Wer auch immer hier einst werkte (so genau weiß das nämlich niemand), schien ein Faible für das Übermalen von Schäden gehabt zu haben, und zwar nach dem Prinzip: Viel hilft viel. „Wenn etwas besonders dick überstrichen ist, ist das, was darunter liegt, meist besonders schadhaft“, weiß Fritz aus Erfahrung.
Nicht zu strahlendes Gold
Große Schäden gab es an der Sockelzone, Stuck musste wieder aufgebaut, Risse mussten gekittet und Wände mit Injektionen behandelt werden, um dahinterliegende Hohlräume zu füllen. Der Holzboden wurde mittels Lasertechnik gereinigt. Als „wild“ bezeichnet man die Verlegung von Kabeln für die Deckenleuchte, die durch indirekte Beleuchtung ersetzt wurde.
Nach neun Monaten Kleinstarbeit erstrahlt der Raum wieder in seinem Originalzustand. Aber nicht zu strahlend: „Wir konnten 80 Prozent der ursprünglichen Barockvergoldung wiederherstellen, 20 Prozent mussten neuvergoldet werden. Dafür waren Tests und Proben nötig, um zu sehen, wie strahlend das Gold sein muss. Man darf die Ergänzungen nicht sehen“, erklärt Fritz.
Gut gemachte Fälschung
Umgesetzt wurde die Restaurierung in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Jede Holzleiste musste geprüft werden, ob sie historisch ist und ob sie wegkann oder belassen werden muss. Die Kosten von 350.000 Euro wurden durch Eintrittsgelder finanziert.
Die einzige Fälschung im originalgetreuen Kaiseroratorium ist das Gemälde des Architekten der Kirche, Johann Bernhard Fischer von Erlach. Das Original, das hier ursprünglich hing, belässt man gut gesichert im Museum der Karlskirche.
Besucht werden kann das Oratorium mit Voranmeldung, der Zutritt ist im regulären Ticket inkludiert. Auch das gegenüberliegende Kaiserinnenoratorium soll samt Stiegenhaus restauriert und zugänglich gemacht werden.
Zweite Triumphsäule
Zuvor ist aber die Restaurierung der östlichen (linken) Triumphsäule geplant, nachdem bereits die westliche fertiggestellt wurde, an der auch Fritz wirkte. Beginnen sollen die Arbeiten im März 2026, das Gerüst wird schon im Jänner aufgebaut.
Die Kosten schätzt man wie schon bei der ersten Säule auf 1,8 bis 2 Millionen Euro. Dauern werden die Arbeiten wieder rund ein Jahr, wobei man laut Fritz nicht genau wisse, ob die östliche Säule in einem besseren oder schlechteren Zustand ist. Ebenfalls für 2026 geplant: eine Reinigung und Konservierung des gesamten Innenraums. Durchgeführt wird diese partiell und bei laufendem Betrieb.
Das ganz große Projekt, von dem man träumt: die Sanierung der Außenfassade in strahlendem Weiß. Konkrete Pläne gibt es dafür aber noch nicht. Bald fertig ist hingegen eine kleine Verbesserung, die Verlegung von WLAN. Damit können Besucher künftig den Audioguide herunterladen.
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