Zehnjähriger Streit um Steg in Margareten und Mariahilf beigelegt

Wientalsteg
Mariahilf und Margareten konnten sich endlich auf Namen einigen für den Steg über den Wienfluss einigen.

Es könnte eigentlich eine Kurzmeldung sein: Der Steg, der Margareten und Mariahilf verbindet, heißt nun Amalie-Seidel-Steg.

Das ist aber nur das Ende einer Geschichte, die seit zehn Jahren währt und ein Paradebeispiel für heitere Bezirkspolitik ist. 

Die Namensgebung gestaltete sich nämlich durchaus schwierig. Die bezirksübergreifende Streitigkeit nahm 2015 ihren Lauf, als der Steg über dem Wienfluss bei der Wientalterrasse errichtet wurde.

Die SPÖ wollte diesen Freundschaftssteg nennen. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Name, der die Verbundenheit signalisieren sollte, genau das Gegenteil bewirkte. Die Grünen orteten nämlich, so wird es zumindest gemunkelt, keine Freundschaft, sondern fühlten sich angeblich allzu sehr an den gleichlautenden sozialdemokratischen Gruß erinnert. Kurz gesagt: Der Name war ihnen zu rot – mutmaßte damals auch Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ). Er hatte zuvor schon mit Plakaten Werbung für den Freundschaftssteg gemacht.

Während aber im damals ebenfalls SPÖ-geführten Bezirk Margareten der Name mehrheitlich beschlossen worden war, legten sich die Grünen mit der ÖVP in Rumelharts eigenem Bezirk quer. In Mariahilf gibt es nämlich eine – auch von der SPÖ unterstützte – Resolution, alle neuen Verkehrsflächen nach Frauen zu benennen.

Mehrere Anläufe

Man plädierte also dafür, den Steg nach Architektin Liane Zimbler zu benennen, die im Bezirk aktiv gewesen war. Ein Jahr später hatte man sich immer noch nicht geeinigt, und Grün und Rot blieben ihren eigenen Vorschlägen treu. Aus dem Rathaus, damals noch von Rot-Grün regiert, hieß es nur, man wolle nicht den Streitschlichter spielen. Es vergingen weitere Jahre, in denen der Steg namenlos blieb.

2020 schien dann eine Einigung gefunden. Bei einem KURIER-Grätzelgespräch fragte Rumelhart seine Parteikollegin, die damalige Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery: „Soll ma das jetzt sagen?“ Um nach ihrer Zustimmung den neuen Namen zu verlautbaren: Regenbogensteg.

Was fehlte? Ein Frauenname. Darum wurde im Antrag ein „Ines-Rieder-Regenbogensteg“ daraus. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Rieder galt als Brückenbauerin“ zwischen der Frauen- und Lesbenbewegung, aber auch zwischen den unterschiedlichen Gruppen in der LGBTIQ-Community. Der Regenbogen ist als internationales Zeichen der Toleranz bekannt. Aber auch daraus wurde nichts – das mag daran liegen, dass es ein ziemlicher Zungenbrecher ist.

Frau oder Freundschaft

2021 wagte die ÖVP Mariahilf dann den Vorstoß, den Steg nach Literatin Friederike Mayröcker zu benennen. Das Problem an der Sache: Mayröcker war erst kurz davor verstorben – und in Wien sind Benennungen erst ein Jahr nach dem Tod einer Person üblich. Ein Schelm, der denkt, dass die paar Monate Wartezeit auch schon egal gewesen wären.

Aus Mayröcker-Steg wurde jedenfalls auch nichts. Vier Jahre später hat man sich nun also auf Amalie-Seidel-Steg geeinigt. Seidel hat einst den ersten Frauenstreik Österreichs organisiert. Treppenwitz: Damit hat erst eine Sozialdemokratin die Freundschaft nach Mariahilf und Margareten zurückgebracht.

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