Eine Szene während eines Lokalaugenscheins vergangene Woche am frühen Abend. Bewohner des Grätzels kritisieren, dass wegen der Gruft, der Obdachloseneinrichtung der Caritas, zunehmend zwielichtige Klienten in die Barnabitengasse und die angrenzende Mariahilfer Straße kämen.
Doch worin wurzelt die Problematik tatsächlich? Der KURIER war mit Anrainern, Bezirksvorsteher und Caritas auf Spurensuche.
„Gruft gehört zu Mariahilf“
Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) ist immer wieder mit Beschwerden von Anrainern konfrontiert. „Wobei alle der Meinung sind: Die Gruft gehört zu Mariahilf.“ Aber: „Seit circa fünf Jahren gibt es Klienten, die sich anders benehmen, die lauter und aggressiver sind.“
Rund 60 der Bewohner haben sich zur Initiative „Lebenswerte Barnabitengasse“ zusammengeschlossen, darunter Claudia Heinisch: „Wir möchten betonen, dass wir nicht gegen die Gruft sind. Jahrelang war es eine friedliche Co-Existenz“, sagt sie. Doch nun gebe es Alkohol- und Drogenkonsum, Schmutz, Belästigungen sowie Sachbeschädigungen, beschreibt Walter Bleyer.
Yasmin Randall, die kürzlich zur Initiative gestoßen ist, wohnt etwa direkt auf der Mariahilfer Straße und betreibt dort ihre Praxis als Psychotherapeutin. Vor ihrem Haus trifft sich die eingangs beschriebene Gruppe. „Teilweise ist es so laut, dass es sogar bei geschlossenem Fenster bei Gesprächen mit den Patienten stört.“
Natürlich habe man großes Verständnis für die Sorgen der Anrainer, sagt Lis Pichler, Leiterin der Gruft. Vor der Einrichtung seien Sozialarbeiter und Securitys unterwegs, ebenso gab es runde Tische mit Bewohnern, Politikern und Exekutive, ein nächstes Gespräch ist im Juni geplant. „Wir bitten, auch Verständnis für obdachlose Menschen zu haben. Zu uns kommen die Ärmsten der Armen“, fügt sie hinzu. „Wir bieten Sozialarbeit, beraten, begleiten, vermitteln“ – dies sei aber freiwillig und könne niemandem aufgezwungen werden.
„Begrenzte Perspektiven“
Ein großer Teil der Menschen, von denen die Rede sei, käme aus Osteuropa, erklärt Rumelhart, „weil sie von der ungarischen Regierung verdrängt werden“. Als Ausländer hätten sie nicht auf alle sozialen Angebote der Stadt Anspruch – daher könne man nur „begrenzt Perspektiven“ anbieten. „Vonseiten des Bezirks haben wir für mehr Reinigung und bessere Beleuchtung gesorgt.“
Auch die Polizei sei häufiger vor Ort – zuletzt übrigens am Tag nach dem Lokalaugenschein. Nach einer Kontrolle habe in der Nacht auf Freitag Ruhe geherrscht, berichtete Randall dem KURIER.
Was sich alle Beteiligten wünschen? Die Anrainer plädieren für eine Alkoholverbotszone zwischen Andreasgasse und Stiftgasse. „Wir wissen außerdem, dass viele der Klienten psychiatrische Diagnosen haben und professionelle medizinische Hilfe bräuchten“, fügt Randall hinzu. Die Treffen mit der Caritas seien konstruktiv verlaufen, konstatiert Claudia Heinisch. „Jetzt müssen wir dazu kommen, an einem Strang zu ziehen.“
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