Männer, die trinken, lautstark debattieren und Passanten einschüchtern. Die ihre Notdurft neben der Kirche oder vor Hauseingängen verrichten. „Schauen Sie sich das an“, sagt Walter Bleyer und deutet auf braune und gelbe Flecken an der Kirchenmauer. Und er fügt hinzu: „Das war kein Hund.“ Ein paar Meter weiter liegen Tablettenverpackungen und Schmutz, der aussieht wie die Reste eines nächtlichen Lagers.
Es sind Bilder, die nicht so recht zur malerischen Umgebung passen wollen: Die Barnabitengasse – direkt neben der Mariahilfer Straße, Kopfsteinpflaster, viele Gastgärten – könnte eine ideale Wohngegend sein. „Und das war sie auch immer“, sagen Walter Bleyer und Claudia Heinisch (siehe Foto oben), die beide hier leben. Aber seit eineinhalb Jahren habe sich die Lebensqualität in diesem Grätzel im 6. Bezirk deutlich verschlechtert: Denn die Gruft, Tageszentrum und Notschlafstelle der Caritas, ziehe mittlerweile zu viele zwielichtige Klienten an.
„Wir möchten betonen: Wir sind nicht gegen die Gruft“, sagt Heinisch. 30 Jahre lang sei es eine gute Koexistenz gewesen: „Es waren ,unsere‘ Obdachlosen.“
Neue Klienten aus dem Osten
Seit einiger Zeit aber würden sich hier vor allem Männer aus Ungarn, der Slowakei oder Tschetschenien herumtreiben, deren Benehmen zu wünschen übrig ließe. Rund 60 Anrainer haben sich daher zur Initiative „Lebenswerte Barnabitengasse“ zusammengeschlossen – unter ihnen Bleyer und Heinisch.
Süchtige im Stiegenhaus
„Bei uns im Stiegenhaus haben sich schon Drogensüchtige eingenistet“, beschreibt Heinisch. „Oft kommt es zu Rangeleien. Meistens zwar nur unter den Männern. Dennoch fühlen wir Frauen uns nicht wohl, wenn wir hier vorbeigehen.“
Das aggressive Gehabe mancher Männer schrecke sogar jene ab, die wirklich Hilfe bräuchten, fügt Heinisch hinzu: „Ich hab’ kürzlich in Meidling einen mittellosen Mann getroffen, der mich um etwas zu Essen gebeten hat. Als ich ihm geraten habe, in die Gruft zu gehen, hat er geantwortet, dass er sich dort nicht hingehen traut.“
Die Bewohner vermuten auch, dass es zu kriminellen Machenschaften kommt: Ein Nachbar hat aus dem Fenster fotografiert, wie Schmuckstücke sowie 50- und 200-Euro-Scheine den Besitzer wechseln – mutmaßlich Hehlerware. „Wir beobachten solche Szenen. Und dann gehen die Männer in die Gruft und holen sich ihr kostenloses Essen. Das wirkt nicht gut“, sagen Heinisch und Bleyer.
Gruft bietet 60 Schlafplätze
Die Gruft bietet aktuell 60 Schlafplätze, zudem werden täglich 250 Mahlzeiten ausgegeben. Freilich wolle man nicht nur Klienten helfen, sondern auch eine gute Nachbarschaft pflegen, betont man seitens der Caritas. Es gab bereits zwei runde Tische mit Vertretern von Stadt, Bezirk, Polizei, Streetworkern und Bewohnern; zudem sei mehr Security-Personal vor der Einrichtung unterwegs. Zwei neue Quartiere in anderen Teilen der Stadt sollten zusätzlich für Entlastung sorgen.
Mehr Polizei, mehr Securitys, bessere Beleuchtung
Es sei ein „Spagat“, formuliert es Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ). „Zwischen sozialer Hilfe und der Lebensqualität der Bewohner – das muss natürlich in Balance sein.“ Der Bezirk könne zwischen den Beteiligten vor allem vermitteln. Einige konkrete Maßnahmen habe man aber schon umgesetzt, etwa mehr Polizei, mehr Securitys, Streetworker, zusätzliche Reinigungen und bessere Beleuchtung. Man bleibe am Thema aber dran.
Einig sind sich jedenfalls alle Parteien: Das Problem gehört gelöst. „Es wäre schade, es ist ja so eine schöne Gegend“, sagt Bleyer.
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