"Mamas Café" gab Sarah eine Chance - davor war sie obdachlos

Sarah arbeitet seit drei Jahren in Mamas Café.
Mamas Café der Erzdiözese Wien unterstütz Mütter wie Sarah, um in der Arbeitswelt Fuß zu fassen.

Von Johanna Worel 

Mit einem Lächeln im Gesicht serviert Sarah  Kaffee und Kuchen in "Mamas Café". Man sieht ihr gar nicht an, welches Schicksal sie erlebt hat. Sie ist 38 Jahre alt, in Bayern geboren und lebt heute mit ihrem 11-jährigen Sohn in Wien. Vor einem halben Jahr sah ihr Leben ganz anders aus, denn sie war obdachlos. Als Sarah von ihrem Ex-Freund auszog, lebte sie zunächst im Notquartier in der Kastanienallee und dann im Obdach Leo in der Redtenbachergasse. Heute bewohnt sie mit ihrem Sohn eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Mutter-Kind-Heim der St. Elisabeth-Stiftung in Margareten.  

Mamas Café: Social Business

Vor etwa drei Monaten hat Sarah die Chance bekommen wieder ins Arbeitsleben einzusteigen – in Mamas Café, einem Social Business der Erzdiözese Wien. Mitten in der Innenstadt, Stephansplatz 6, versteckt im Durchgang zu Wollzeile hinter dem Dommuseum befindet sich das Kaffeehaus. Ein Ort, der Kaffee, Tee und die verschiedensten Mehlspeisen für Besucher bietet, ist für Alleinerzieherinnen wie Sarah oder ihre Kollegin Tatjana eine Chance auf ein neues und besseres Leben. 

"Mamas Café" eröffnete im März dieses Jahres erstmals seine Türen. Unter dem Motto „Mama, du schaffst das!“, ist es das Ziel, Müttern ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Direkt gegenüber vom Kaffeehaus befindet sich Mamas Werkstatt – die Grundidee ist dieselbe. 

Befristeter Arbeitsvertrag

Im Café in der Inneren Stadt servieren zurzeit drei Mamas, im Oktober beginnt die vierte. Ihre Arbeitsverträge gehen über sechs Monate und können, wenn erwünscht oder notwendig, auf ein Jahr erweitert werden. „Wir wollen möglichst vielen Mamas eine Chance geben. Einige von ihnen hatten davor noch gar keine Arbeitserfahrungen. Deswegen bleiben sie auch maximal nur ein Jahr bei uns“, erzählt die Leiterin Elisabeth Zehetgruber.

Neben den Mamas und Zehetgruber sind noch drei weitere Personen fest angestellt. Darunter Selma und Pensionistin Sisi als Ansprechpartnerin und Unterstützung sowie Barista Daniel. Die Mamas sind für 21 Wochenstunden angestellt. Das entspricht etwas mehr als vier Stunden pro Tag. Das Kaffeehaus hat unter der Woche von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. „Die Arbeitszeiten sind ideal. Wenn mein Sohn in der Schule ist, arbeite ich. Danach hole ich in ab und wir unternehmen was“, so Sarah. 

Unterstützung während des Prozesses

Sarah hat sich beworben, so wie es bei einem klassischen Bewerbungsprozess üblich ist – mit einem Schreiben und einem Vorstellungsgespräch. „Meine Arbeitsintegrationsberaterin hat mir die ganze Zeit geholfen. Bei allen Dokumenten, beim Lebenslauf und dann bei der Vorbereitung für das Interview“, so Sarah. 

Für sie ist die Arbeit im Café nicht der erste Job. In Deutschland sammelte sie bereits Erfahrungen in der Gastronomie - bei einem Würstelstand. Deshalb wollte sie in Wien gerne eine Stelle im Service. „Am liebsten belege ich Brote“, scherzt sie.  

Zukunftspläne 

Für das kommende Jahr hat Sarah allerdings andere Pläne. Sie möchte Menschen helfen, so wie auch ihr geholfen wurde. „Ich werde die Peer-Ausbildung machen. Dieses Jahr habe ich es nicht reingeschafft,  aber mir wurde für nächstes Jahr ein Platz garantiert“, erzählt Sarah stolz. Das Lächeln kann sie sich kaum verkneifen: „Auch bei meiner Zukunftsplanung wurde mir sehr geholfen und meine Wünsche wirklich respektiert.“

Peers sind Menschen, die bestimmte Lebenssituationen aus eigener Erfahrung kennen. In Sarahs Fall die Obdachlosigkeit. Um künftig anderen Betroffenen beistehen zu können, absolviert sie eine Ausbildung zur Peer-Beraterin beim Neunerhaus – eine Organisation, die sich für wohnungslose Menschen einsetzt. „Bei meinem Traum Peer-Beraterin zu werden, werde ich sehr unterstützt“, so Sarah.  

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