Das etwas andere Hotel zum Ankommen

Das etwas andere Hotel zum Ankommen
Das Magdas Hotel, ein Projekt der Caritas, feiert zehnjähriges Bestehen. Rund 100 Flüchtlinge haben hier einen Job gefunden und Fuß fassen können.

Im Gastraum herrscht das geschäftige Treiben eines ganz normalen Hotelmorgens. Servicepersonal bringt Kaffee an die Tische, Gäste gehen mit ihren Tellern zum Frühstücksbuffet, und das Klingeln des O-Wagens auf der Wiener Ungargasse geht in der Geräuschkulisse aus Gesprächen und Tellerklappern unter. Doch es ist alles andere als ein gewöhnlicher Morgen im Magdas Hotel: An diesem Februartag feiert das Unternehmen sein zehnjähriges Bestehen und zieht im Rahmen einer Pressekonferenz Bilanz.

Das Besondere am Magdas Hotel: Hier finden geflüchtete Menschen Arbeit und Ausbildung. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Magdas haben Fluchthintergrund. Das Hotel, das 2015 von der Caritas als Social Business am alten Standort in der Nähe des Praters gestartet wurde, konnte seit der Gründung rund 100 Menschen mit Fluchterfahrung einen Arbeitsplatz bieten und verzeichnet mit seinen 85 Zimmern rund 35.000 Nächtigungen pro Jahr.

Aus dem Hotel in die Pflege

„Wir haben uns damals gedacht, dass geflüchtete Menschen, die als Gäste zu uns gekommen sind, auch wunderbare Gastgeber sein müssten“, erzählt Magdas-Geschäftsführerin Gabriele Sonnleitner, „hier zeigt sich, wie man aus Vorurteilen Vorteile machen und damit auch wirtschaftliche Löcher stopfen kann.“

Seit Herbst 2022 ist Magdas an seinem neuen Standort in der Ungargasse im dritten Bezirk, ab 2027 wird im ehemaligen Haus am Wiener Prater der zweite Standort eröffnet. „Zehn Lehrlinge haben wir derzeit in Ausbildung“, erzählt Sonnleitner. „Einige, die hier als Lehrlinge begonnen haben, leiten bereits eigene Teams oder sind in andere Branchen weitergewandert.“ 

Das etwas andere Hotel zum Ankommen

Hussein Ali Mohamad Ajob hat hier einen Job bekommen

Einer von ihnen ist Hussein Ali Mohamad Ajob, der Ende 2015 aus Afghanistan geflüchtet ist und in Österreich erst Fuß fassen musste. „Ein Freund hat mir vom Magdas Hotel erzählt, so bin ich hierher gekommen und konnte 2018 im Housekeeping anfangen“, erzählt er in nahezu fließendem Deutsch. Als dann während der Pandemie alle Gastro- und Hotelbetriebe vorübergehend schließen mussten, ging Ajob dorthin, wo Arbeitskräfte besonders dringend gesucht wurden: in die Pflege. Heute ist er Pflegeassistent in einem Caritas-Pflegeheim, die Ausbildung hat er erst im Jänner mit Auszeichnung abgeschlossen.

Der Weg dorthin war nicht einfach: Vor der Ausbildung musste er erst die Hauptschule nachholen. Eine Bildungskarenz half ihm dabei, das Familieneinkommen zu sichern, während er sich seiner Ausbildung widmen konnte. Ajob blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Das neue Team ist sehr nett, so kann man auch viel lernen und die Arbeit macht Spaß.“

Integration durch Arbeit

Seine Geschichte ist ein Beispiel für das, was Caritas-Direktor Alexander Bodmann bei dem Termin auch als eines der Ziele der Initiative beschreibt: Dass jeder die Chance auf ein positives, selbstbestimmtes Leben haben soll. Die Erwerbsarbeit sei ein zentraler Faktor für gelingende Integration, finanzielle Unabhängigkeit und soziale Teilhabe. Aktuelle Entwicklungen verfolgt er kritisch: „Bei Regierungsverhandlungen habe ich immer die Sorge, dass genau in diesem Bereich gekürzt wird. Das wäre aber genau der falsche Weg.“

Die Integration in den Arbeitsmarkt funktioniere, sagt AMS-Vorständin Petra Draxl, aber sie brauche Zeit und Geld. Von den 9.500 Menschen, die 2015 in Österreich Asyl bekommen und sich in Folge beim AMS gemeldet haben, seien im Dezember 2024 rund 55 Prozent in Beschäftigung. „Gute Kooperationspartner wie Magdas Hotel ermöglichen eine langfristige Integration in den Arbeitsmarkt“, sagt sie. Was sowohl Draxl als auch Sonnleitner und Bodmann an diesem Tag betonen: Magdas Hotel bekommt genau das an Unterstützung, was jeder andere Betrieb in Österreich auch bekommt. Wirtschaftlich trägt sich das Projekt selbst.

Inzwischen arbeitet auch Ajobs Frau in Magdas Hotel. Und hat Pläne: „Sie will auch eine Ausbildung machen, wenn sie besser Deutsch spricht.“