Mädchen (6) mit SOS-Handzeichen gerettet: U-Haft gegen Stiefvater verhängt
Internationales Hilfzeichen für Gewaltbetroffene (Symbolbild)
Der heutige Gewaltschutzgipfel im Innenministerium ist ein Treffen zur Vernetzung und zum Austausch aller relevanter Einrichtungen zum Thema. Besonderen Dank sprachen dabei Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner und Justizministerin Anna Sporrer (beide SPÖ) den Polizisten aus, die den stummen Hilferuf des Mädchen erkannt und sofort richtig reagiert haben.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) betonte auf KURIER-Nachfrage dann „den großen Mut des Mädchens“, das SOS-Zeichen zu benutzen. Es sei weiterhin wichtig, „das Sensorium aller zu schärfen“, um konsequent gegen Gewalt auftreten zu können. Gerade Veranstaltungen wie der heutige Gewaltschutzgipfel würden dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Gegen den Tatverdächtigen gab es wegen früherer Vorfälle ein aufrechtes Betretungsverbot. Er habe sich also widerrechtlich der Familie genähert, sagt Karner. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) habe ein Asyl-Aberkennungsverfahren gegen den Iraker eingeleitet. Zudem wurde die Untersuchungshaft verhängt. Haftgründe waren Flucht- und Tatbegehungsgefahr, sagte Gerichtssprecherin Christina Salzborn am Dienstag.
Fußfessel für Betretungs- und Annäherungsverbote
Karner befürwortet auch den beim Gewaltschutzgipfel erwähnten Vorschlag seiner Regierungskollegin Sporrer (SPÖ), eine Fußfessel oder ein Armband einzusetzen, um Betretungs- und Annäherungsverbote überwachen zu können.
Den Fall, auf den sich Innenminister Karner am Dienstag bezog, brachte ein vermeintlicher Verkehrsunfall ins Rollen: Ein 39-jähriger Iraker konnte am Sonntagabend nach einem Unfall mit einem andren Pkw-Lenker keinen Führerschein vorweisen, die Polizei fand bei näherer Kontrolle eine verängstigte Frau und zwei kleine Kinder auf der Rückbank des Autos. Ein sechsjähriges Mädchen zeigte den Beamten das SOS-Handzeichen, wodurch es selbst, sein Geschwisterchen und die Mutter gerettet werden konnten.
Mutter mit Kindern entführt
Da fasste sich auch die Mutter ein Herz und bat die Beamten unter Tränen um Hilfe. Die 34-Jährige gab an, gerade entführt worden zu sein, außerdem sei der Mann bewaffnet. Die Beamten nahmen den Tatverdächtigen daraufhin sofort zur Seite.
Wie sich dann herausstellte, dürfte der Mann der Frau an diesem Abend in einem anderen Bezirk auf offener Straße aufgelauert haben. "Der Verdächtige soll die Frau zuvor auch mit einem spitzen Gegenstand, wahrscheinlich mit einem Messer, bedroht haben und sie und die Kinder genötigt haben, ins Auto zu steigen", berichtete Schick. Auch der Kinderwagen wurde mitgenommen. Der 39-Jährige soll der Vater des Säuglings sein.
Verdächtiger in Justizanstalt
Die Einvernahme des 39-Jährigen fand bereits am Montag statt. "Der Mann sagte aus, dass er seine Ex-Frau nicht gezwungen hätte, ins Auto zu steigen. Außerdem hätte er eh gleich wieder zurück in die Wohnung fahren wollen", so die Polizeisprecherin. Der 39-Jährige wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in eine Justizanstalt gebracht.
Die 34-Jährige hatte bereits vor einiger Zeit eine einstweilige Verfügung gegen ihren Ex-Mann erwirkt. Es ging dabei um Gewaltdelikte.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, unter anderem Hilfe und Informationen bei folgenden Adressen:
- Frauen-Helpline: online unter frauenhelpline.at und telefonisch unter 0800-222-555
- Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF): online unter aoef.at
- Frauenhaus-Notruf: unter 057722
- Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217
- Polizei-Notruf: 133
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Auf der Webseite finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
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