Kujtim F. "hatte etwas Bösartiges in den Augen"

Vienna terror attack
Am Stadtrand von Wien wohnt die Familie des Täters. Nachbarn zeigen sich über die Tat entsetzt.

In einem Wiener Stadtrandbezirk wohnt die Familie des IS-Attentäter Kujtim F., der am Montagabend bei einer Terrorattacke vier Menschen tötete und rund 23 Menschen verletzte. 

Wega stürmte die Wohnung

"Mitten in der Nacht des Terrors stürmte die WEGA auch hier die Wohnung der Familie", erzählt eine Nachbarin. "Ich war als Krankenschwester im Nachtdienst und habe es selbst erst danach gesehen und von anderen Nachbarn gehört", kommentiert sie. In dem Wohnhaus mit integrierten Spielplatz, Swimmingpool am Dach und Kindergarten zog die Familie 2017 ein.

"Wir zogen zum selben Zeitpunkt ein und ich lernte die Mutter des Täters als eine äußerst höfliche und nette Person kennen", merkt die Nachbarin an. Sie arbeitet als Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft. Wie es zu dieser schrecklichen Tat kommen konnte, sei für die Nachbarin "unerklärlich". Zu Kujtim F. hatte sie nicht viel Kontakt, für sie wirkte er zurückhaltend und ruhig. 

"Komische Kleidung"

Ein anderer Nachbar sieht das anders. "Er hatte komische Sachen an. Weite Hosen, die unten eng waren. Er wirkte abwesend und hatte etwas Bösartiges in den Augen", beschreibt der Mann. "Ich habe auch einen Bart, deswegen haben mich im Haus viele mit dem Täter verwechselt", ergänzt er. Normalerweise stünden vor der Wohnung zahlreiche Schuhe, jetzt stehe dort nichts mehr. 

Polizeischutz gibt es vor der Wohnung der Familie keinen. Der Wohnort wurde bereits am ersten Tag nach dem Attentat von Medien besucht und im Fernsehen gezeigt. Die Spuren, dass hier die Spezialeinheit der Polizei, die Tür eingetreten hatte, sind deutlich sichtbar. Der Balkon der Familie ist von Außen abgedeckt, die Rollos an der Terrassentür sind heruntergelassen.

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Hier soll der 20-jährige gebetet haben

Beten im Gemeinschaftsraum

"Am Vormittag wurde die Eingangstür wieder repariert", erklärt ein anderer Nachbar. Aber derzeit scheint die Familie nicht mehr vor Ort zu sein. Vielleicht werden sie von der Polizei befragt oder sie seien vorübergehend bei Verwandten untergekommen. "Diese Familie kann nichts dafür", ruft eine andere Nachbarin, die mit ihrem Kind vorbeigeht. Mehr will sie dazu, aber nicht sagen. Die Hausbesorgerin erklärte hingegen, dass sie bereits der Hausverwaltung gemeldet hatte, dass der Täter immer wieder im Gemeinschaftsraum betete. Dabei solle er auch eine Begleitung gehabt haben.

Kujtim F. soll in der Wohnung gemeinsam mit seiner Mutter und anderen Familienmitgliedern noch bis vor Kurzem gewohnt haben. Erst im Sommer habe er seine erste eigene Gemeindewohnung bezogen haben. Auch diese Wohnung wurde in der Nacht des Terrorattentats von den Spezialeinheiten durchsucht. Dafür wurde die Tür gesprengt. 

Bei der Terrorattacke am Montagabend waren vier Menschen getötet worden, darunter auch eine 24-jährige deutsche Kellnerin. Auch ein 39-Jähriger und eine 44 Jahre alte Frau jeweils aus Österreich wurden erschossen, wie die Polizei der österreichischen Nachrichtenagentur APA sagte. Viertes Todesopfer ist ein 21-jähriger Mazedonier. Ein Großteil der zahlreichen Verletzten stamme aus Österreich, aber auch Staatsbürger aus Deutschland, der Slowakei, Luxemburg, Afghanistan, Bosnien und Herzegowina befänden sich darunter.

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