Exklusiv: So hoch ist die Zustimmung zum Lobautunnel wirklich

Sowohl im Bund als auch in Wien wurde am Mittwoch über das kürzlich von Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) gegebene grüne Licht für den Bau des Lobautunnel debattiert. Die auf Wunsch der Grünen abgehaltene Sondersitzung des Nationalrats lief unter dem Motto „Milliarden für die Zukunft statt für die Zerstörung der Natur“.
Im Wiener Gemeinderat widmeten ebenfalls die Grünen ihre „Aktuelle Stunde“ dem viel diskutierten Bauprojekt. „Für Beton will die SPÖ Milliarden locker machen, aber bei den Öffis wird gespart. Das versteht wirklich niemand“, kritisierte Wiens Grünen-Chef Peter Kraus. In der Politik herrschen also verhärtete Fronten.
1.000 Leute befragt
Doch was die Meinung der Bürgerinnen und Bürger? Um das herauszufinden, hat die Wiener SPÖ bei einem Meinungsinstitut eine Umfrage in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen dem KURIER exklusiv vor.
Demnach sind 56 Prozent in Wien „sehr“ oder „eher“ dafür und nur 35 Prozent „eher“ oder „sehr dagegen“ (siehe auch Grafik unten). Man habe auf eine „sehr faire Fragestellung“ wertgelegt, heißt es aus dem Rathaus. So ist in der Einleitung zu lesen: „Der 8,5 Kilometer lange Lobautunnel ist Teil des Lückenschlusses, der bisher nicht fertiggestellten Nordost-Umfahrung Wiens von Süd nach Nord. Manche Gutachten sagen, dass der Lobautunnel durch die Tiefe, in der er gebaut wird, keine Auswirkungen für das darüber liegende Naturschutzgebiet hat. Andere Gutachten kommen zu anderen Ergebnissen“.
Und weiter: „Außerdem gibt es die Ansicht, dass mehr Straßen auch mehr Autoverkehr verursachen und daher nicht noch mehr Autobahnen/Schnellstraßen gebaut werden sollten. Sind Sie persönlich für oder gegen den Lobautunnel?“
Die Meinungen gehen je nach Parteipräferenz stark auseinander. Wenig überraschend ist die Ablehnung bei Grün-Sympathisanten am höchsten. 59 Prozent sind „sehr“ gegen den Lobautunnel, weitere 22 Prozent „eher“ dagegen.
Die meisten Befürworter gibt es mit 72 Prozent bei der FPÖ, bei der SPÖ sind es 67, bei der ÖVP 65 Prozent. Interessant ist, dass bei den Türkisen mit 14 Prozent die meisten Befragten gibt, die sich enthalten haben. Bei den Grünen spiegelt sich auch hier die Emotionalität wider: Nur ein Prozent hat keine Angabe gemacht.
Männer sind eher für den Tunnel
Die Umfrageergebnisse zeigen auch Unterschiede bei Geschlecht, Alter und Bildungsstand. Es lehnen etwa mehr Frauen als Männer den Lobautunnel ab. Auffallend ist auch, dass das Alter eine große Rolle spielt: Je älter eine Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie den Lobautunnel gutheißt.
Mehr als zwei Drittel der Über-60-Jährigen (69 Prozent) sind für das Projekt, bei Unter-30-Jährigen trifft das hingegen auf nur auf 41 Prozent zu. Bei Personen mit Matura finden mit 46 Prozent weniger Befragte den Lobautunnel begrüßenswert als bei Personen ohne Matura (66 Prozent).
Bezirksunterschiede
Lohnend ist auch ein Blick in die Bezirke. Die höchste Zustimmung für das Straßenbauprojekt gibt es in der unmittelbar betroffenen Donaustadt und den Flächenbezirken Floridsdorf, Favoriten und Simmering. Die wenigsten Befürworter gibt es in den Bezirken 14 bis 19, wobei auch hier 51 Prozent „sehr“ oder „eher“ dafür sind. Die meisten Enthaltungen gab es im Süden: In den Bezirken Meidling, Hietzing und Liesing haben 14 Prozent keine Angabe gemacht.
Polit-Debatte
Unabhängig davon ging es im Nationalrat heiß her: Grünen-Klubobfrau Leonore Gewessler warf Hanke vor, „Projekte aus der Mottenkiste auszugraben und den Kindern von heute Milliarden-Schulden für morgen umzuhängen“.
Hanke widersprach und gab an, ausschließlich faktenbasiert zu handeln. Außerdem werde sechsmal so viel in die Bahn wie in die Straße investiert. Michael Bernhard (Neos) erklärte, den Lobau-Tunnel ähnlich kritisch zu sehen wie die Grünen, warf diesen aber wiederum vor, in der eigenen Regierungszeit nicht das Problem des Verkehrsinfarkts gelöst zu haben.
Kritik an Grün gabs auch von der ÖVP. Abgeordnete Gudrun Kugler erklärte, sie sei als Grundmandatarin von den Menschen in Floridsdorf und Donaustadt gewählt worden, die dort gerade von der Verkehrsbelastung und von Mega-Staus betroffen seien. „Kein Wunder, dass sich dort kein Grundmandat für die Grünen ausgegangen ist.“
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