Life Ball abgesagt: Stadt entgehen Millionen

Der österreichischen Wirtschaft bringt das Benefiz-Event rund 10 Millionen Euro Wertschöpfung
Tourismus und Hotellerie bedauern das Ausbleiben des Großevents kommendes Jahr.

Der Tenor von Tourismus und Wirtschaft ist einhellig: "Es ist sehr, sehr schade, dass der Life Ball kommendes Jahr nicht stattfindet", sagt der Wiener Tourismus-Obmann Markus Grießler ebenso wie die Hotellerie-Obfrau Andrea Steinleitner.

Wie berichtet, wird Gery Keszler 2016 mit seiner Charity-Veranstaltung eine "künstlerische Pause" einlegen. Man wolle sich "in jeder Hinsicht neu erfinden".

Dass die Stadt das bedauert, ist verständlich. Immerhin bringt das karitative Großevent Österreichs Wirtschaft eine Wertschöpfung von rund 10 Millionen Euro, knapp die Hälfte davon bleibt in Wien. Die Hotellerie konnte sich außerdem zuletzt über 4200 zusätzliche belegte Betten freuen. Tourismus und Hotellerie sind jedoch zuversichtlich, dass das Wegfallen der Veranstaltung zu keinem Minus führen wird. Der nicht stattfindende Ball sei vergleichbar mit dem Rückgang der russischen Gäste, heißt es. Seit mehr als einem Jahr gibt es in der Hauptstadt ein Drittel weniger Touristen aus Russland. Trotzdem gab es 2014 ein Plus bei den Nächtigungen.

Langzeiteffekt

Wichtiger als die direkten Auswirkungen der Charity-Veranstaltung seien für Tourismus und Wirtschaft aber die längerfristigen Effekte. Nach Marken wie Google, IKEA oder McDonald’s belegt der Life Ball laut einer Untersuchung des Instituts für Höhere Studien den neunten Platz jener Marken in Österreich, die sich am meisten von anderen abheben.

Life Ball abgesagt: Stadt entgehen Millionen
Sir Elton John reveives a rose from Dita von Teese on stage at the annual Life Ball in Vienna, late May 21, 2005. More than four thousand people turned up in drag, glitter, angel wings, leather straps or simply their underwear in Saturday's Life Ball, Vienna's star studded AIDS charity extravaganza. The 13th annual ball, which collects funds for HIV/Aids projects in co-operation with Elton Johns AIDS Foundation, appealed to celebreties from show business and fashion in a bid to raise awareness and funds to fight the disease. REUTERS/Dominic Ebenbichler
"Der Life Ball hat internationale Leuchtkraft wie keine andere Charity-Veranstaltung in Österreich", sagt Walter Straßer, Sprecher des Wien-Tourismus. Die Benefiz-Fest im Rathaus präge das weltoffene, tolerante Image Wiens entscheidend mit. Das einmalige Ausbleiben sei somit verkraftbar. Dem Image der Stadt würde es keinen Abbruch tun. Eine Fortsetzung des Balls – darin sind sich nicht nur Tourismus und Wirtschaftskammer, sondern auch langjährige Sponsoren wie das Hotel Le Méridien einig – sei aber wünschenswert.

Aids bekämpfen

Keszler hatte im Zuge seiner Absage aber einmal mehr betont, dass es beim Life Ball nicht nur um das Event selbst, sondern vor allem um die Botschaft gehe, HIV und Aids zu enttabuisieren und zu bekämpfen. Die Finanzierung der österreichischen HIV- und Aids-Projekte soll trotz des Ausbleibens der rund zwei Millionen Euro, die der Life Ball als Reinerlös gebracht hätte, jedenfalls gesichert sein.

Ganz ohne Keszler-Events muss Wien aber im kommenden Jahr nicht auskommen: Das Red Ribbon Celebration Concert oder der First Ladies Luncheon werden stattfinden.

Auch andere Veranstaltungen nehmen sich in der Stadt dem Thema an. So möchte Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart, langjähriger Life Ball Besucher, gemeinsam mit der Aids Hilfe Wien den "Haus des Meeres"-Flagturm anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember in bestrahlen lassen.

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