KURIER-Stadtgespräch: Fehlen Polizisten im Wiener Stadtbild?
Waffenverbotszonen am Wiener Praterstern und am Franz-Josefs-Kai, Rufe nach einer Ausweitung des Alkoholverbots, Frauenmorde: Angesichts dieser Nachrichtenlage stand das Thema Sicherheit zuletzt besonders im Fokus. Trotzdem gilt Wien als eine der sichersten und lebenswertesten Großstädte der Welt.
Wie das zusammenpasst, konnten Bürger am Freitag mit Politikern und Experten beim KURIER-Stadtgespräch diskutieren.
Geht es nach der Statistik, ist Wien eine sichere Metropole, waren sich ÖVP-Nationalratsabgeordneter Karl Mahrer, Grünen-Spitzenkandidatin Birgit Hebein, FSG-Polizeigewerkschafter Harald Segall, Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr und FPÖ-Sicherheitssprecher Gerhard Haslinger weitgehend einig. Die subjektive Wahrnehmung sei aber mitunter eine andere.
Ruf nach Polizeipräsenz
Das bestätigte prompt eine Dame aus dem Publikum: Nachts alleine nach Hause zu gehen, ängstige sie, erzählte die Seniorin aus dem Botschaftsviertel im dritten Bezirk: „Es könnte einen jemand abstechen und niemand würde es sehen“. Wenn mehr Polizei auf der Straße wäre, wäre ihr weniger unbehaglich zumute. Braucht es also mehr Beamte in der Stadt?
Ja, erklärte ein Gast aus Rudolfsheim-Fünfhaus, der selbst Polizist ist. „Die Bevölkerung muss sehen: Da bewegt sich die Uniform, es ist jemand da.“
Dass die Polizisten nicht mehr auf die Straße kämen, sei in vielen Bezirken eines der Hauptthemen, erklärte Gewerkschafter Segall. „Wir werden immer weniger – alleine seit dem vorigen Jahr um 53 Polizisten.“
Abgeordneter Mahrer hielt dagegen: „Die Polizei erhält heuer das höchste Sicherheitsbudget der Zweiten Republik und bis Ende der Legislaturperiode 2.100 Planstellen und 2.000 Ausbildungsstellen“, versicherte er.
Grün-Politikerin Hebein kritisierte, dass die ohnehin schon belasteten Polizisten zusätzliche Aufgaben bekämen – Stichwort Waffenverbot. „Die Polizisten haben dermaßen viele Überstunden, dass die Stimmung sehr angespannt ist“, erklärte sie. Anstelle am Praterstern Messer zu kontrollieren, würden die Beamten lieber die Grätzelpolizei ausbauen.
Verdrängung
Das Waffen- und Alkoholverbot hätte die Probleme am Praterstern ohnehin nicht gelöst, monierte ein Zuseher. „Es ist dort jetzt weniger los, aber wo sind die Menschen ?“, fragte er in die Runde. „Partielle Alkoholverbote verschieben die Probleme nur“, gab ihm Neos-Klubchef Wiederkehr Recht.
Regionale Waffenverbote seien dagegen sinnvoll: „Wenn es an bestimmten Punkten Kriminalität gibt und jemand ein Messer hat, will ich, dass ihn die Polizei kontrollieren kann.“
Völlig anders sah das FP-Gemeinderat Haslinger. „In der Konzentration, wie die Menschen früher anwesend waren und für Unbehagen gesorgt haben, sind sie nicht mehr da“, befand er. Eine Verdrängung – etwa zum Bahnhof Floridsdorf – habe es nicht gegeben. „Das Publikum hat sich zerstreut.“
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