Kunst als Erklärung für Spionspiegel
Dem Küchenchef von "Dots Experimental Sushi" auf der Wiener Mariahilfer Straße wäre es lieber, wenn sein ausgefallenes Marzipan-Sushi in aller Munde wäre. Derzeit reden aber alle über das stille Örtchen oder besser gesagt, über den Venezianischen Spiegel auf dem Klo des Restaurants. Das stylische Lokal bringt derzeit Politikerinnen, Konsumentenschützer und viele Frauen gegen sich auf.
Männer können hier, wie berichtet, während des Verrichtens ihres kleinen Geschäfts die Damen vor dem Waschbecken beobachten. Die Krux dabei: Von den potenziellen Spannern wussten die Frauen nichts, denn bis Freitag fehlte jeder Warnhinweis.
Zumindest Letzteres hat sich nach dem KURIER-Bericht vom Samstag geändert. "Sie stehen vor einem Venezianischen Spiegel und sind Teil eines Kunstprojekts", prangt nun auf einem A4-Zettel auf dem Spiegel. Alexander Khaelssberg, zuständig für die Kommunikation und das Marketing des Restaurants, sagt: "Es handelt sich tatsächlich um ein Kunstprojekt." Allerdings tut er sich schwer, den künstlerischen Wert hervorzustreichen. Sein Erklärungsversuch: "Das ist ein architektonisches Statement." Die Macher seien in Japan und Barcelona beschäftigt, eben richtige Kapazunder. Das Konzept sei außerdem international erprobt.
Fix ist: Das Lokal ist Gesprächsthema. Khaelssberg stört das nicht sonderlich. "Unser Publikum hier ist jung und weltoffen." Von Gästen habe es keine Kritik gegeben. KURIER-Leser sind da anderer Meinung. Etwa Susanne M., die selbst in der Kunstbranche tätig ist: "Kunst auf Kosten der Frauen brauchen wir wirklich nicht."
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