Klimaaktivistin Lena Schilling: "Wir sind nicht ein paar Spinner"
Ihr Protestcamp wurde diese Woche zwar von der Polizei geräumt, die jungen Klima-Aktivisten, die die umstrittene Stadtstraße in der Wiener Donaustadt verhindern wollen, bleiben aber weiter kämpferisch.
Wie berichtet, campierten sie seit Ende August an insgesamt drei Standorten nahe der Baustelle, ein Camp wurde Dienstag früh im Rahmen eines Großeinsatzes aufgelöst.
Video: KURIER Talk mit Lena Schilling, Klimaaktivistin
„Die letzten fünf Monate wurden wir ganz oft unterschätzt“, sagt Aktivistin Lena Schilling im KURIER-Talk auf Schau TV. „Wir sind nicht ein paar Spinner, sondern eine große dynamische Bewegung.“
Trotz Räumung habe man sehr viel erreicht. So verbucht Schilling für sich und ihre Mitstreiter, dass Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Bau des umstrittenen Lobautunnels abgesagt hat. „Klar ist, dass das nur passiert ist, weil wir Druck gemacht haben“, gibt sich die 21-jährige Wienerin selbstbewusst und kündigt weiteren Widerstand gegen die Straßenprojekte im Nordosten Wiens an.
Scharf ins Gericht geht Schilling mit dem Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Protestcamps. Der Einsatz sei alles andere als umsichtig gewesen, wie das Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) behauptet habe. „Die Landespolizeidirektion hat behauptet, dass wir Pfefferspray eingesetzt haben. Dann hat sich herausgestellt, dass sich ein Polizist im Gegenwind selbst das Spray ins Gesicht gesprüht hat“, schildert Schilling.„Ich würde mir wünschen, dass da auch vonseiten der Staatsgewalt eine saubere Kommunikation passiert.“
Insgesamt wurden bei der Aktion 48 Aktivisten festgenommen, ein von den Besetzern errichteter Unterstand wurde abgerissen und sogleich mit der Rodung von Bäumen begonnen.
Auf keinen grünen Zweig kommen werden in absehbarer Zeit wohl Schilling und Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Zuletzt hatte man sich gegenseitig vorgeworfen, Gesprächsangebote ausgeschlagen zu haben. Während seitens der Aktivisten ein öffentliches Treffen angestrebt wurde, kam das für Sima nicht infrage. „Uns war wichtig, dass wir das, was die Öffentlichkeit angeht, nicht im Hinterzimmer besprechen“, sagt Schilling. Deswegen habe man mehrere Termine für Diskussionen vorgeschlagen, zu denen aber nicht einmal eine Rückmeldung gekommen sei.
„Anstrengend“
Zuletzt stellten sich Organisationen wie Greenpeace oder Global 2000, allen voran aber die Grünen auf die Seite der Aktivisten. Instrumentalisiert fühlt sich Schilling aber nicht: „Ich bin eine Sprecherin für eine unglaublich große Gruppe mit unterschiedlichen Meinungen. Wir treffen unsere Entscheidungen basisdemokratisch, in sehr langen Prozessen. Ich fühle mich nicht vereinnahmt. Manchmal ist es nur anstrengend.“
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