Mikro an: Kinder machen im Kiwi-Hort ihren eigenen Podcast

Eine Frau in Orange sitzt mit Kindern auf einem Teppich vor Bannern von "Bücher Alarm" und "Kinder in Wien".
Im Kiwi-Hort entstanden nach wochenlanger Vorbereitung Beiträge zum Thema Demokratie.

Der erste Scherz sitzt: Lena Stenz hält das Mikro hoch. „Das ist kein Elektroschocker – und hineinbeißen müsst ihr auch nicht.“ Gelächter im Kiwi-Hort Hietzinger Kai, wo an diesem Nachmittag Studioluft geschnuppert wird. Gemeinsam mit Stenz und Nadine Hochrein vom Projekt „Bücheralarm“ produzieren die Kinder ihren ersten Podcast zum Thema Demokratie – ein Höhepunkt nach wochenlanger Vorbereitung.

Im Hort wird das Thema nicht nur theoretisch abgehandelt, sondern Schritt für Schritt eingeübt: Sprecher wählen, Regeln formulieren, Ideen verhandeln. „Wir leben Demokratie jeden Tag“, sagt Gudrun Kern, Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin von Kiwi (Kinder in Wien).

An den Wänden hängen Plakate zu Wahlen, Kinderrechten, Frauenrechten – ein kleines Archiv, das zeigt, wie gut sich die Kinder auf diesen Tag vorbereitet haben. Bevor die Aufnahme beginnt, gibt Stenz letzte Tipps: ruhig atmen, Haltung annehmen, keine Scheu vor Wiederholungen.

Der Startknopf ist gedrückt

Dann leuchtet der Aufnahme-Button. Die Kinder lesen Passagen aus Andrea Weller-Essers „Was ist was? Demokratie“. Manche sind anfangs schüchtern, sie flüstern mehr als dass sie lesen. Spätestens beim zweiten oder dritten Versuch werden die Stimmen sicherer, klarer – und die Freunde jubeln leise mit, wenn ein Satz gelingt.

Beim Kapitel über Frauenrechte wird es richtig laut: „Wir wollen wählen!“, rufen sie im Chor – ein Moment, der an historische Kundgebungen erinnert. Die Stelle über Männer, die Frauen politische Fähigkeiten absprachen, sorgt für Empörung. „Gut, dass wir heute leben“, meint ein Mädchen.

Als die Autorin Weller-Esser plötzlich selbst im Raum steht, ist das Staunen groß. Die Kinder haben ihre Fragen parat – viele. Was sie an ihrem Beruf möge? „Zu überlegen, was euch interessiert. Und später auf Lesereise zu gehen“, beantwortet sie geduldig jede Frage. Für viele Kinder wirkt dieser direkte Austausch fast so aufregend wie die Aufnahme selbst.

Für Gudrun Kern ist das Projekt eine ideale Ergänzung des pädagogischen Konzepts. Es stärke Sprache und Lesekompetenz, vermittle demokratische Werte und mache spürbar, dass jede Stimme zählt. „Die Kinder erleben Selbstwirksamkeit – und sie erwerben Medienkompetenz. Sie sehen, wie recherchiert wird, wie ein Podcast entsteht, und dass im Internet vieles landet, das längst nicht so sorgfältig vorbereitet ist wie ihre Arbeit hier.“ Ein Lernerlebnis, das bleibt – weit über die fertige Podcast-Folge hinaus.

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