Kaum Strafen seit 2-G-Pflicht im Handel
Das Einkaufszentrum am Wiener Westbahnhof wirkt am Mittwochvormittag wie ausgestorben. In der großen Bahnhofshalle ertönt eine Durchsage zum Zugfahrplan. Nur wenige Meter weiter blickt man in teils menschenleere Geschäfte. Nur wenige Menschen sind zum Bummeln gekommen. Einige Polizisten sind unterwegs, um den 2-G-Status der Kunden zu kontrollieren. Denn seit Dienstag müssen die Kunden entweder geimpft oder genesen sein.
2G- Kontrollen im Handel durch die Wiener Polizei am Westbahnhof
Zwei Touristinnen kommen aus einem Geschäft, eine von ihnen trägt keine Maske. Erst nachdem sie von den Beamten angehalten wird, setzt sie sich ihre FFP2-Maske auf. Der Beamte erklärt der Frau auf Englisch, dass sie verpflichtet ist, hier Maske zu tragen. Den 2-G-Status können beide nachweisen, die Polizisten verabschieden sich.
Stichprobenartig
Insgesamt wird die neue Maßnahme hier am Westbahnhof von den Kunden sehr gut angenommen. „Ich habe kein Problem damit, ich zeige den 2-G-Nachweis sowieso immer her. Ich hätte mir das schon viel früher gewünscht“, sagt eine Kundin im Gespräch mit dem KURIER.
Auch dass die Exekutive hier stichprobenartig den Handel bei den Kontrollen unterstützt, wird zumindest überwiegend verstanden. So sagt eine andere Frau, die gerade einkaufen ist: „Klar, es gibt immer zwei Seiten. Die einen fordern, dass die Polizei kontrolliert, die anderen wollen das nicht. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem damit."
„Aktion scharf“
Das spiegelt sich auch in der am Mittwoch durch den Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) veröffentlichten Bilanz wider. Rund 33.000 2-G-Kontrollen führte die Polizei am ersten Tag der neuen Maßnahme im Handel durch. Dabei wurden nur etwa 180 Übertretungen festgestellt.
Karner spricht von einer „Aktion scharf“ gegen alle, die sich nicht an die Regeln halten und von einer „Aktion Fairness“, die es tun würden.
Monatsticket statt 2-G-Nachweis
Doch zurück zur Einkaufsmall am Westbahnhof. Während die meisten Menschen sich hier mit den Maßnahmen einverstanden zeigen, gibt es auch Kunden, die durch die Kontrolle überfordert sind. Die Polizisten halten eine ältere Frau auf, die dabei ist, in ein Geschäft zu gehen.
Auf die Frage nach dem 2-G-Status zeigt sich die Frau verwirrt und ist dabei, ihr Monatsticket für den öffentlichen Verkehr vorzuweisen. Die Beamten versuchen der Frau zu erklären, dass es sich nicht um eine Fahrscheinkontrolle handelt. Doch ohne Erfolg, die Frau dreht sich um und geht.
"Gang an Polizisten"
Die Angestellte im Geschäft fühlt sich von den Beamten etwas verunsichert: „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn so eine Gang an Polizisten reinkommt. Wir kommen unserer Verpflichtung natürlich nach und machen die Kontrollen auch, aber es fühlt sich doch irgendwie eigenartig an."
Nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in Wien ist der Anteil an Anzeigen und Organmandaten im Vergleich zu den durchgeführten Kontrollen marginal. 5.100 2-G-Kontrollen und 2.500 Kontrollen zur FFP2-Pflicht wurden am Dienstag durchgeführt.
„Daraus resultieren zwölf Organmandate und 34 Anzeigen. Es zeigt sich, der Großteil der Bevölkerung trägt die Maßnahmen mit. Es gibt nur einen kleinen Teil, der sich nicht an die Maßnahmen handelt und jeden Dialog verweigert, gegen diese gilt es unsererseits vorzugehen“, sagt Polizeisprecher Markus Dittrich vom LPD Wien.
Zumindest in der Bahnhofscity haben die neuen Maßnahme Spuren hinterlassen. So ruhig war es hier an einem Mittwochvormittag selten.
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