Trotz Kaufzurückhaltung: Anlass zur Hoffnung für Einrichtungsbranche?

Trotz Kaufzurückhaltung: Anlass zur Hoffnung für Einrichtungsbranche?
Der Möbelhandel steht schon seit einigen Jahren unter Druck. Doch es gibt Grund zur Zuversicht, sagt WK-Obmann Johann Klein.

Zusammenfassung

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  • Möbelhandel leidet unter Kaufzurückhaltung und geopolitischer Unsicherheit, mit Umsatzrückgängen von bis zu 18,8% im ersten Quartal 2024.
  • Optimismus in der Branche dank steigender Beratungsanfragen und Potenzial für gesundes Wachstum trotz Einbruchs im Immobiliensektor.
  • Insolvenz von Kika/Leiner könnte spezialisierten Fachhändlern Chancen bieten; Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung.

Die heimische Möbel- und Einrichtungsbranche durchlebt seit einigen Jahren turbulente Zeiten. Erlebte sie während und kurz nach den Pandemiejahren einen regelrechten Boom, ging das Geschäft danach deutlich zurück.

"Wir erleben jetzt das dritte Jahr, in dem es einfach eine Kaufzurückhaltung gibt - aus verschiedenen Gründen. Die geopolitische Lage ist sehr schwierig, das schafft Unsicherheit und die Menschen sind zurückhaltend beim Geldausgeben", erklärt Johann Klein, Obmann des Landesgremiums Wien des Elektro- und Einrichtungsfachhandels der Wirtschaftskammer Wien im Gespräch mit dem KURIER.

Die Einrichtungsbranche ist von dieser Zurückhaltung im Vergleich aller Handelsbranchen am stärksten betroffen: Im ersten Quartal 2024 sanken die Umsätze im Jahresvergleich nominell um 16,6 Prozent, preisbereinigt sogar um 18,8 Prozent.

Potential für gesundes Wachstum

Dennoch gibt sich Klein optimistisch: "Einen Höhenflug wie während der Pandemie wird es vielleicht nicht geben - aber ein gesundes Wachstum." Das Interesse sei da, sagt auch Sebastian Nowak, Geschäftsführer des Design Studio Nowak, in dessen Standort im 2. Bezirk das Treffen stattfindet. Sein Vater hat das Familienunternehmen in den 1990er Jahren aufgebaut, Nowak selbst ist quasi hineingewachsen. 

Ja, die Immobilienbranche hat derzeit Absatzschwierigkeiten, die Neubautätigkeit ist eingebrochen - „und wo keine neuen Häuser oder Wohnungen entstehen, werden auch keine neuen Küchen oder größeren Möbelstücke gebraucht“, erklärt Klein. Aber, so Nowak, auch wenn die Kaufimpulse derzeit noch fehlen, so steigen zumindest die Anfragen und der Bedarf an Beratungsgesprächen wieder.

Trotz Kaufzurückhaltung: Anlass zur Hoffnung für Einrichtungsbranche?

Sebastian Nowak (li.) und Johann Klein im Design Studio Nowak in Wien-Leopoldsstadt.

Nach der Kika/Leiner-Insolvenz

Unruhe hat zuletzt die Insolvenz von Kika/Leiner und die Schließung aller Filialen in die Branche gebracht - und die Frage, was nun mit der entstandenen Leerstelle geschieht. "Kika/Leiner hat zuletzt rund 300 Millionen Umsatz gemacht", sagt Klein. "Man kann das immer schwer sagen, wo das hinlaufen wird. Ich denke aber, dass sich dieser Umsatz aliquot auf die verschiedenen Anbieter verteilen wird."

Denn in Wien gibt es zwar nach wie vor einige große Player - aber von den insgesamt 929 Einrichtungs- und Möbelhändlern der Stadt sind 509 Einpersonenunternehmen, 90 Prozent haben nur einen Standort in Wien. Und gerade spezialisierte Fachhändler könnten von den freiwerdenden Umsätzen profitieren, wenn sie ihre Nische klar besetzen können, erklärt der Obmann. So wie Sebastian Nowak, der den Familienbetrieb über die Jahre immer stärker auf hochwertiges Design und modernste Technik ausgerichtet hat.

Der Lifestyle-Faktor

Durchschnittlich alle 25 Jahre wechseln die meisten Menschen ihre Küche. Dass sich bei dieser Frequenz keine klassische Stammkundschaft bilden kann, liegt auf der Hand. Aber, so Klein, erstens lebe der Fachhandel von den Empfehlungen zufriedener Kunden und zweitens werbe eine gut gemachte Küche für sich. "Früher, vor allem in nobleren Stadtteilen, war die Küche oft ein Stiefkind in einem separaten Raum, da wurde nicht viel investiert. Aber mit dem Trend zur Wohnküche hat die Küche immer mehr Lifestyle-Charakter bekommen." Und diese Aufwertung wiederum habe dem Fachhandel sehr geholfen. 

Wo es definitiv eng wird - da sind sich beide einig - ist die Personalsituation. "Wir sind immer auf der Suche nach Tischlern und qualifizierten Verkäufern", sagt Nowak. Doch auf seine Stellenanzeigen bekomme er einfach keine Bewerbungen. "Im Zuge der Kika/Leiner-Insolvenz müssten eigentlich 1.300 Mitarbeiter frei geworden sein", sagt Klein, "aber es ist, als wären alle einfach weg." Bewerbungen sind also mehr als willkommen.

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