Ex-Kampfsportler in Wien vor Gericht: "Netzwerk aus Angst errichtet"

Straflandesgericht Wien in Außensicht, im Vordergrund Treppe und Lieferwagen
Staatsanwalt klagt Drogenhandel, Bildung einer kriminellen Organisation und schwerer Raub an. Der Prozess wurde vertagt.

Zusammenfassung

  • Ehemaliger Kampfsportler steht in Wien wegen Drogenhandels, krimineller Organisation und Raub vor Gericht und ist teilweise geständig.
  • Laut Anklage führte er mit Mittätern einen Drogenring, setzte sogenannte Läufer ein und schüchterte diese teils massiv ein.
  • Auch nach seiner Festnahme soll er aus der Haft heraus Zeugen bedroht haben, was die Verteidigung bestreitet.

Ein in Wiener Kampfsportkreisen nicht ganz unbekannter Sportler hatte am Montag einen von medialem Interesse begleiteten Auftritt - allerdings nicht im Ring, sondern vor einem Schöffensenat am Wiener Landesgericht.

Gegen den früheren mehrfachen österreichischen Meister im Ringen und in Mixed Martial Arts (MMA) wurde im Grauen Haus wegen Drogenhandels, krimineller Organisation und schweren Raubes verhandelt. Der gebürtige Tschetschene war zu den Drogendelikten geständig.

Laut Strafantrag entwickelte der gebürtige Tschetschene im Frühjahr 2024 mit zumindest drei Mittätern "die Idee, durch kriminelle Handlungen, insbesondere Suchtgifthandel, sich fortlaufend ihr einziges Einkommen zu verschaffen".

Um nicht Gefahr zu laufen, selbst ins Kriminal zu kommen - der Mann ist bisher unbescholten -, bediente sich das Quartett sogenannter Läufer. Diesen wurde gegen Kommission Cannabis überlassen, das sie an Endabnehmer weitergeben sollten. Die Erlöse hätten sie nach Abzug ihrer Anteile umgehend den hierarchisch höher Stehenden abliefern sollen. "Man hat sich dafür bewusst Kleinkriminelle ausgesucht, die selber süchtig waren und sich nicht getraut haben, zur Polizei zu gehen", führte der Staatsanwalt eingangs der Verhandlung aus.

Zumindest zwei Läufer sollen massiv eingeschüchtert und schließlich sogar ausgeraubt worden sein, weil sie das Geld nicht termingerecht ablieferten.

"Netzwerk aus Angst"

Der ehemalige Kampfsportler und seine Mittäter - einer war als Mitangeklagter vor dem Schöffensenat teilgeständig, die beiden anderen blieben der Verhandlung unentschuldigt fern - hätten "ein Netzwerk aus Einschüchterung und Angst errichtet", meinte der Staatsanwalt: "Die Eingeschüchterten hatten Todesangst."

Als der Kampfsportler nach längeren Ermittlungen des Wiener Landeskriminalamts fest- und in U-Haft genommen wurde, dirigierte er offenbar weiter seinen Drogenring. Er hatte in seiner Zelle Zugriff auf mehrere Mobiltelefone, mit denen er über Snapchat und andere Plattformen auch Kontakt zu Mittätern und Mitwissern aufgenommen und diese bedrängt haben soll, nicht gegen ihn auszusagen.

"Beweise, dass er aus dem Gefängnis heraus Angst erzeugt hätte, gibt es nicht", hielt dem Verteidiger Florian Kreiner entgegen.

"Nicht sehr angsteinflößend, sondern sympathisch"

Sein Mandant sei "nicht sehr angsteinflößend, sondern ein sympathischer, junger Mann". Der Tschetschene habe regelmäßig Cannabis konsumiert und zwecks Finanzierung seiner Sucht Tathandlungen gesetzt, die gegen das Suchtmittelgesetz verstießen, räumte Kreiner ein: "Eine kriminelle Vereinigung war das aber nicht. Das war ein Freundeskreis, der gemeinsam konsumiert hat."

Prozess vertagt

Der ehemalige Kampfsportler bekräftigte das im Anschluss in seiner Beschuldigteneinvernahme. Er habe keine Bande angeführt. Über Läufer jeweils mehrere hundert Gramm Cannabis in Verkehr gesetzt und Vorräte im Keller seiner Freundin gebunkert gehabt zu haben, gab der Mann zu.

Vertagt, Fortsetzung am 12. Jänner 2026.

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