Doch damit nicht genug. Dank eingeschmuggelter Mobiltelefone sei er auch Drahtzieher von mindestens drei Schlepper-Fahrten nach Griechenland gewesen, heißt es in der Anklage. Weitere Vorwürfe: Einem Zellengenossen soll der 28-Jährige gedroht haben, nicht nur ihn zu töten, sondern auch seiner Ehefrau "Leute zu schicken, die ihr etwas antun."
Dass man den Serben als gefährlich einstuft, zeigt sich am Montag mehr als deutlich: an Händen und Füßen gefesselt werden er und ein zweiter Mitangeklagter von sechs maskierten Justizwachebeamten in schusssicheren Westen und Helmen, die Sturmgewehre im Anschlag, in den Schwurgerichtssaal geführt. Alle sechs weichen auch während des Prozesses nicht von seiner Seite, beobachten außerdem jede Bewegung im Saal mit Argusaugen.
Befreiungsversuch angekündigt
Dass sich ungebetene Zuseher ins Landesgericht verirrt hätten, war allerdings ohnehin praktisch ausgeschlossen, denn die Zutrittskontrollen waren deutlich verschärft worden. Auch an den Eingängen hatten sich schwerbewaffnete Beamte positioniert, neben der üblichen Sicherheitskontrolle gab es eine weitere am Eingang zum Schwurgerichtssaal.
Nicht nur die am Montag verhandelte Anklage, sondern auch die angeblich gewalttätige Vergangenheit des Angeklagten waren Auslöser für dieses massive Polizeiaufgebot. Denn der Mann soll mehrere Mordanschläge in Serbien in Auftrag gegeben haben - die Ermittlungen diesbezüglich laufen noch. Und in den von Ermittlern abgefangenen Krypto-Chatnachrichten war der Versuch angekündigt worden, ihn mithilfe eines Hubschraubers im Zuge des Prozesstermins zu befreien.
Dazu kam es am Montag nicht. Der Prozess wurde vertagt.
"Kenne diese Nachrichten nicht"
Kokain, Heroin, Ecstasy und Crystal Meth habe er organisiert und anderen Häftlingen überlassen, lautete der Vorwurf, der ebenfalls durch die Chatnachrichten erhärtet wurde, die auf einem Handy sichergestellt worden waren, das der Mann illegal im Gefängnis besessen hatte. Ob es sein Telefon sei, fragte die vorsitzende Richterin. "Ich weiß jetzt nicht, von welchem Telefon sie reden", antwortete der Serbe: "Wir haben fünf gehabt."
Mit den Nachrichten, die detailliert den Drogenhandel dokumentieren, will er jedoch nichts zu tun haben: "Ich kenne diese Nachrichten nicht." Und der 28-Jährige bestritt auch grundsätzlich jede Beteiligung an den Deals. Den ihm ebenfalls vorgeworfenen Beitrag zur Schlepperei gab er zu, relativierte jedoch: "Ich wurde gefragt, ob ich einen Fahrer organisieren kann, der Leute aus Griechenland nach Österreich bringt, das habe ich getan. Aber mehr habe ich nicht organisiert."
"Unnettigkeiten" statt Drohungen
Mit ihm auf der Anklagebank saß am Montag auch ein 31-jähriger Steirer mit beachtlicher krimineller Karriere. "Er sitzt seit vielen Jahren durchgehend in Haft", sagte der Staatsanwalt über den Mann, der nicht weniger als 18 Vorstrafen aufweist. Er soll Justizwachebeamte bedroht und mit einer Glasscherbe attackiert haben. Was er jedoch bestritt. Ebenso wie der Serbe den Vorwurf zurückwies, seinen Mithäftling und dessen Ehefrau bedroht zu haben. Man habe sich lediglich "Unnettigkeiten durch Zellenwände hindurch zugebrüllt", behauptete sein Verteidiger.
Wie er sich erklären könne, dass der angeblich Bedrohte aussagt, der Serbe habe ihm die genaue Adresse seiner Ehefrau genannt, um die Ernsthaftigkeit seiner Drohung zu untermauern, wollte die Richterin wissen. "Hängen Sie mich an einen Lügendetektor an. Ich kenne die Frau nicht. Und ihre Adresse auch nicht", beteuerte der 28-Jährige noch einmal.
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