Kameraüberwachung am Keplerplatz? Das sagen die Anrainer

Keplerplatz, Favoriten, Wien, Polizei
In der letzten Bezirksvertretungssitzung sprachen sich die Parteien für eine Videoüberwachung am Keplerplatz aus. Ein Lokalaugenschein.

Ein schwarzer Pullover liegt vor einem Eingang der Johanneskirche, der Schriftzug „Gerechtigkeit“ ist auf die Kirchenmauer gesprayt. Fast alle Bänke sind an diesem Vormittag besetzt, ausschließlich Männer sitzen dort und trinken Alkohol.

Geht es nach dem Bezirk, sollen die Vorgänge rund um den Keplerplatz künftig per Kameras überwacht werden. 

In der letzten Bezirksvertretungssitzung brachte die SPÖ einen Resolutionsantrag zu dem Thema ein. Hintergrund ist der Erlass des Innenministeriums, durch den Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen stark ausgeweitet werden soll. „Es ist wichtig, der Polizei die entsprechenden Mittel in die Hand zu geben, die sie selbst als notwendig erachtet, um gut arbeiten zu können. Deshalb bin ich froh, dass sich in der Bezirksvertretungssitzung die Parteien für eine stationäre Kameraüberwachung am Keplerplatz ausgesprochen haben“, sagte Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ).

Der Antrag wurde gegen die Stimmen der KPÖ und der Grünen angenommen. Für sie fehle es an Zahlen und Fakten, dass Kameras am Keplerplatz tatsächlich zu einem Rückgang der Kriminalität führen würden. Vor drei Jahren wurde vor Ort eine Schutzzone eingerichtet.

Drogenszene eindämmen

Sie umfasst einen Bereich von 150 Metern rund um die dortigen Schulen, Kindergärten und Spielplätze. In dieser Zone ist es der Polizei gestattet, Personen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie strafbare Handlungen begehen könnten, wegzuweisen und ihnen ein Betretungsverbot auszusprechen. Ziel dieser Maßnahme war es, die dortige Drogenszene einzudämmen. Heuer gab es innerhalb der Schutzzone Innerfavoriten 91 Übertretungen und 191 Anzeigen nach dem Sicherheitspolizeigesetz. Außerdem wurden von Jänner bis inklusive September 110 Waffen sichergestellt.

Vonseiten der Polizei heißt es auf KURIER-Anfrage, dass bereits ein mobiler Überwachungsbus vor Ort im Einsatz sei. „Von unserer Seite aus möchten wir betonen, dass dies sowohl präventiv als auch repressiv von Bedeutung ist. Die Aufzeichnungen können zudem eine wichtige Rolle bei der Klärung strafbarer Handlungen spielen“, sagte dazu eine Sprecherin der Wiener Polizei.

„Sie kommen wieder“

Fragt man bei den Favoritnern nach, fällt die Meinung zu den Kameras bei einem KURIER-Lokalaugenschein einhellig aus: Eine Videoüberwachung würde das Sicherheitsgefühl verstärken. „Auf prekären Plätzen wie dem Keplerplatz finde ich eine Dauerüberwachung nicht schlecht. Gut wäre es vor allem dort, wo sich die Spezialisten aufhalten“, sagte Erich S., der in der Nähe wohnt. Wenn mittags ein Polizeiauto mit Kamera vorfährt, dann habe das schon eine Wirkung. „Sobald die Polizei weg ist, kommen sie wieder“, schilderte der 64-Jährige.

 Auf eine der Bänke am Keplerplatz würde er sich nie setzen. Das sagt auch Ruta F. Sie wohnt bereits seit 49 Jahren in Favoriten. „Ändern würden Kameras wahrscheinlich nicht sehr viel, aber es schadet nicht. Wenn etwas passiert, könnte man es besser nachvollziehen“, sagte die 74-Jährige.

Erst am Dienstag wurde ein 25-Jähriger von drei Unbekannten am Keplerplatz angegriffen. Der Mann wurde mutmaßlich durch ein Messer verletzt, Fahndungsmaßnahmen nach den drei Tätern blieben bislang erfolglos.

Um die Situation vor Ort zu verbessern, bräuchte es mehr Sozialarbeiter, sagte Ruta F.. Angst habe sie hier aber keine. „Drogen, Alkohol, kein eigenes Zuhause oder eine Unterkunft, das sind alles gesellschaftliche Probleme, und keine Probleme des Keplerplatzes. “

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