Islam-Verein warnt: "Ende der Menschheit durch Homosexualität"

Ein Screenshot aus dem mittlerweile gelöschten Youtube-Video.
Homosexualität bedeute das Ende der Menschheit, meint man beim Islamischen Zentrum Imam Ali. IGGÖ-Präsident lehnt Video ab.

Neue Aufregung um das Islamische Zentrum Imam Ali (izia): Der schiitische Verein, der auf einem iranischen Grundstück im Floridsdorfer Betriebsgebiet eine illegale Moschee errichten wollte (wie der KURIER aufdeckte) und mittlerweile unter Beobachtung der Baupolizei steht, erregte mit einem homophoben YouTube-Video Aufsehen. Nach Berichten von Heute und ORF wurde jedoch nicht nur der Trickfilm, sondern gleich der gesamte Kanal gelöscht. Von der iranischen Botschaft liegt bis dato keine Stellungnahme vor.

Islam-Verein warnt: "Ende der Menschheit durch Homosexualität"

Das Gebäude in der Richard-Neutra-Gasse darf keine Moschee beherbergen.

Deshalb ist nun nicht mehr zu sehen, wie in einem etwa zweiminütigen mutmaßlich an Kinder adressierten Animationsvideo über die Verkommenheit der westlichen Gesellschaft und die globale Vernichtungskraft der Homosexualität referiert wird. Homosexualität bedeute das Ende der Menschheit, hieß es da. In dem Filmchen wurde suggeriert, dass eine Gesellschaft, in der es auch gleichgeschlechtliche Paare gibt, keine Zukunft habe. "Ungefähr zwei Drittel der Gemeinschaft werden in der Zukunft nicht mehr existieren, weil es keinen Nachwuchs gibt", erklärte der Sprecher im fließendem Deutsch. Nur eine "natürlich gegründete Familie" könne "kinderreich werden".

Geschlechterrollen

Auf dem seit Freitagvormittag komplett gelöschten YouTube-Kanal waren etwa drei Monate lang aber noch eine Reihe anderer "Aufklärungsvideos" der izia zu sehen. So etwa ein Animationsfilm, der die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Islam thematisierte. Darin hieß es, Männer und Frauen seien zwar gleichberechtigt, aber "in verschiedener Gestalt". Während es die Aufgabe des Mannes sei, für den Unterhalt zu sorgen, kümmere sich die Frau um die Kinder. Buben und Mädchen seien daher auch "gerecht" zu erziehen. So wäre es natürlich, Buben einen Ball und Mädchen eine Puppe zu schenken. Beiden einen Ball zu schenken, wäre dagegen ungerecht.

Die Rolle des muslimschen Mädchens Fatima in der Gesellschaft erzählte ein anderes Video: Fatima, die in erster Linie drei Themen beschäftigen (Bildung, Ehegatte und Lebensunterhalt), weigert sich ihr Kopftuch abzunehmen und besucht deshalb eine islamische Schule und danach eine Universität, wo diese Entscheidung akzeptiert wird. Nach ihrer Ausbildung heiratet sie einen muslimischen Mitschüler. Das "gute Jobangebot" aus der Wirtschaft schlägt sie aus und entscheidet sich stattdessen für den "glücklicheren Weg" der Mutterschaft und des Hausfrauenlebens.

IGGÖ lehnt Homophobie ab

"Völlig inakzeptabel" findet ÖVP-Integrationssprecher Karl Nehammer die Causa. "Noch dazu, wenn sich das Video gezielt an Kinder richtet." Hetze gegen Homosexuelle habe in unserer Gesellschaft keinen Platz. „Sollte sich bewahrheiten, dass dieses Video vom Islamzentrum ist, wurde klar eine Grenze überschritten, deshalb sollte die Islamische Glaubensgemeinschaft aktiv werden, diese Vorgänge aufklären und ihnen ein Ende setzen“, so Nehammer. Kritik kommt auch vom Mariahilfer FPÖ-Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer.

Bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), in deren oberstem Gremium die Schiiten infolge einer Entscheidung des Kultusamts zurzeit nur "beobachtenden Status" haben, findet man deutliche Worte. Zwar habe er das Video nicht selbst gesehen, sagt Präsident Ümit Vural. Homophobie sei aber "ebenso abzulehnen wie Islamophobie". 

"Angehörige von Minderheiten und dazu gehören bei uns in Österreich auch homosexuelle Menschen haben ein Anrecht auf Schutz und Wahrung ihrer Würde. Die Basis für unser friedliches Zusammenleben ist und bleibt die Toleranz einander gegenüber", betont Vural. Da man "die schiitischen Geschwister als integralen Teil der IGGÖ" betrachte, werde man in dieser Causa das Gespräch suchen. 

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