Ingrid Korosec: Ehrung für eine Unermüdliche

Bürgermeister Ludwig überreichte das Große Goldene Ehrenzeichen an Ingrid Korosec
Mit 85 ist Ingrid Korosec, Gemeinderätin und Seniorenbund-Obfrau, nach wie vor eine fixe Größe im aktuellen Polit-Betrieb. Jetzt bekam sie das Große Goldene Ehrenzeichen.

Ingrid Korosec warnt vor Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Ingrid Korosec wettert gegen den Betten-Kahlschlag in Wiener Spitälern. Ingrid Korosec meldet sich zum Thema Gewalt gegen Frauen zu Wort. Rein gemessen an der Zahl und der inhaltlichen Breite ihrer Presse-Aussendungen gehört die prominente ÖVP-Funktionärin zu den umtriebigsten heimischen Politikerinnen.

Am Mittwoch erhielt Korosec, die kürzlich ihren 85. Geburtstag gefeiert hat, von Bürgermeister Michael Ludwig das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. 

Während andere in diesem Alter bereits seit Jahrzehnten in Pension sind, bekleidet sie gleich zwei politische Funktionen in Themenfeldern, die aktuell von besonderer Brisanz sind. Als langjährige Obfrau des ÖVP-Seniorenbundes vertritt sie eine gesellschaftliche Gruppe, mit der es sich keine Regierung – gleich welcher Couleur – verscherzen will. Egal wie groß der Reformdruck gerade bei der Finanzierung des Pensionssystem mittlerweile bereits ist.

Keine Angst vor Konflikten

Wobei sich Korosec nicht davor scheut, als oberste türkise Seniorenvertreterin mit Parteikollegen anzulegen. Wie zuletzt mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, der den 13. und 14. Pensionsbezug für die Pflegefinanzierung heranziehen will.

Als ÖVP-Gesundheitssprecherin im Wiener Landtag ist sie wiederum mit den Spitälern in der Bundeshauptstadt beschäftigt, die mit Umstrukturierungen, Einsparungen und schwierig zu managenden Bauprojekten regelmäßig für Kontroversen sorgen. Ein breites Betätigungsfeld für die Oppositionspolitikerin.

„Ich fühle mich als Role Model für Ältere“, erklärte sie vor wenigen Monaten in einem KURIER-Interview. Wozu auch ihr auffälliges, mitunter knallbuntes Outfit gehört, das mittlerweile zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Es habe sie, erklärt sie ihre modischen Vorlieben, schon als Jugendliche gestört, wenn sich Frauen mit 55 oder 60 fast versteckt hätten.

Damals war ihre politische Karriere keineswegs vorgezeichnet. Geboren 1940 im niederösterreichischen Böheimkirchen, startete sie ihre berufliche Laufbahn 1956 als Verrechnerin bei Adeg in St. Pölten, 1961 wurde sie am Standort Wien Leiterin der EDV-Verarbeitung und engagierte sich daneben in der betrieblichen Interessensvertretung. 1982 wurde sie gesamtösterreichische Zentralbetriebsrätin.

Gemeinderat

Ihre Polit-Karriere begann 1983 – der Bürgermeister hieß damals Leopold Gratz – im Wiener Gemeinderat. Drei Jahre später wechselte sie in den Nationalrat, wurde ÖVP-Generalsekretärin, später Volksanwältin, ehe sie wieder in den Wiener Gemeinderat zurückkehrte. Als ihren größten politischen Erfolg nannte sie einst das Gleichbehandlungspaket und die Väterkarenz, die sie Anfang der 1990er-Jahre mit der SPÖ ausgehandelt hat.

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1994: Wilhelm Molterer, Erhard Busek, Ingrid Korosec

35 Jahre später ist die Mutter zweier Söhne immer noch in der Politik und macht sich für die ältere Generation stark, etwa wenn es um die Probleme geht, die mit der zunehmenden Digitalisierung des Alltags einhergehen.

Die Ausdauer holt sie sich nach wie vor mit täglich zwei Stunden zeitig in der Früh im Fitnessstudio. Auch das schon fast ein Markenzeichen der ÖVP-Langzeitpolitikerin, die während ihrer Laufbahn bereits ein Dutzend ÖVP-Obleute erlebt hat.

Wobei sie trotz ihrer eigenen Karriere nicht für eine Anhebung des Pensionsantrittsalters ist: „Die Menschen sollen so lange arbeiten wie sie wollen.“ Sie will offenbar noch länger.

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