Höchstes Holzhochhaus: Im Juni ziehen erste Mieter ein
Der Geruch ist das Erste, das einem beim Begehen der Baustelle auffällt: Warm, weich und ein bisschen süßlich.
Ein ungewöhnlich heimeliger Duft für ein unfertiges Hochhaus. Aber Hochhäuser werden auch selten aus Fichtenholz errichtet. Zumindest noch nicht.
Denn Caroline Palfy möchte mit dem HoHo, wie die Bauleiterin das Pionierprojekt nennt, möglichst viele Nachahmer ansprechen.
84 Meter, 24 Stockwerke und ein 70-prozentiger Holzanteil – so lauten die Eckdaten des größten Holz-Hochhauses Österreichs, das Caroline Palfy mit Investor Günter Kerbler an der U-Bahnstation Seestadt Aspern realisiert.
Vor fünf Jahren hat sie das Konzept entwickelt, im Juni soll nun die erste Teileröffnung stattfinden.
„Wir sind ein bisschen in Verzug“, räumt Palfy am Beginn der Presseführung ein. „Eigentlich hätte es März sein sollen. Aber wir sind die Ersten, die mit Holz in die Höhe gehen, wir arbeiten an einem Prototyp, da muss in der Bauphase einiges angepasst werden.“
Dass Holz der Baustoff der Zukunft ist, an diesem Grundsatz hat sich für Caroline Palfy jedenfalls nichts geändert und gibt dafür gleich ein plakatives Beispiel: Das HoHo wächst in 1 Stunde und 17 Minuten in Österreichs Wäldern nach.
"Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben"
Wer wird sich nun im Hochhaus ansiedeln?
Zwei Parteien hat Palfy am Dienstag vorgestellt: Zum einen wird der Projektentwickler selbst, also die Baufirma Kerbler Holding mit der Tochter cetusBaudevelopment, hierher übersiedeln.
Zum anderen wird mit dem „Gate9“ ein Gesundheits- und Fitnessstudio im Holzhochhaus eröffnen. Unternehmer Robel Tesfai und Fitness-Coach Alesssandro Palermo reizt die Zukunftsstimmung, die in der Seestadt herrscht:
Erste Mieter: "Wir wollen Visionäre sein"
Einfach hat sich die Mietersuche anfangs nicht gestaltet, sagt Palfy. Wie oft bei Neuen, herrsche zuerst einmal Skepsis.
Mittlerweile laufen aber auch Gespräche mit weiteren Interessenten, etwa mit der Bäckerei Ströck oder einer Handwerksstatt, die als Pop-up-Store in die Erdgeschoßzone einziehen könnte. Die Bauleiterin ist jedenfalls zuversichtlich, in Bälde neue Verträge abschließen zu können.
Norwegen übertrumpft
Mit seinen 84 Metern galt das HoHo anfangs übrigens als höchstes Holzhochhaus der Welt. Doch dann haben sich die Bauleiter des Holzhochhauses „Mjøstårnet“ in Brumunddal, Norwegen, das sich ebenfalls gerade in Bau befindet, für einen weiteren Dachausbau entschieden. Nun wird dieses Hochhaus nicht 81 sondern 85,5 Meter hoch – und das Wiener Haus muss sich mit Platz zwei zufrieden geben.
Beide Bauten wirken aber schwindelerregend klein im Vergleich zu einem Projekt am anderen Ende der Welt: Auch in Japan arbeitet eine Firma an einem Holzhochhaus. Dieses soll zu 90 Prozent aus diesem Baustoff bestehen – und gleich 350 Meter hoch werden.
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