Höchste Sicherheitsstufe vor den Freundschaftsspielen

450 Polizisten schützen beim Spiel gegen die Türkei 30.000 Fans vor Anschlägen.
Länderspiele in Wien: Insgesamt sind mehr als 1000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Seit den Attentaten von Paris und Brüssel regiert in Europa die Terrorangst. Voll besetzte Stadien gelten für Attentäter als bevorzugte Ziele. Auch die heurigen Selbstmordanschläge in Istanbul mit insgesamt 18 Todesopfern sorgen für zusätzliche Nervosität. Deshalb wurden die Begegnungen der ÖFB-Auswahl gegen Albanien (heute, Samstag) und die Türkei (am Dienstag) als Hochrisiko-Veranstaltungen eingestuft.

Top-Sicherheitslevel

Jeweils rund 30.000 Fans werden vom Österreichischen Fußballbund (ÖFB) zu den Freundschaftsspielen erwartet. Der Sicherheitslevel wurde auf Top-Niveau erhöht, betonen ÖFB und Innenministerium. Wobei die Partie gegen Albanien als Testlauf gilt.

Erstmals musste für ein Fußballmatch eine eigene Einsatzzentrale eingerichtet werden. "Von dort aus koordiniert der Führungsstab den gesamten Einsatz. Rund ein Dutzend Beamte überblicken via Monitore das Geschehen im und um das Stadion", erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Auf dem "Feldherrenhügel" sind auch Vertreter der Wiener Linien und aller Blaulichtorganisationen vertreten. Mit den Einheiten vor Ort wird via Funk und Handy kommuniziert.

Heute, Samstag, stehen 300 Polizisten im Einsatz, am Dienstag gegen die Türkei sind es 450. Darunter Sprengstoffexperten, Hundestaffeln, Kriminalisten und szenekundige Beamte. Letztere mischen sich unter die Anhänger und scannen das Stadion nach verdächtigen Personen und Fangruppen. Sie hätten mit Terroristen, die es bis ins Stadion schaffen, wahrscheinlich den ersten Kontakt.

Damit Attentäter gleich gar nicht ins Innere des Ovals gelangen, werden die Kontrollen an den 49 geöffneten Drehkreuzen verschärft. Der Sicherheitschef des ÖFB, Bernhard Neuhold appelliert an die Fans: "Bitte so früh wie möglich kommen. Das Stadion öffnet jeweils zwei Stunden vor Anpfiff."

Bevor die Fan-Gemeinde überhaupt eingelassen wird, ist hinter den Kulissen bereits tagelang gearbeitet worden. Unter anderem durchkämmten 600 Securitys den verwinkelten Gebäudekomplex gleich mehrfach. Die mehrere Stunden dauernden Kontrollgänge reichten vom Flutlicht-Mast bis zum letzten Mauerwinkel in den Stadion-Katakomben.

"Auch Hundeführer unserer Sicherheitsfirma patrouillieren täglich. Die ersten Besprechungen gab es bereits drei Wochen vor den beiden Testspielen", erklärt Neuhold den organisatorischen Aufwand. Auch jeder der 600 Security-Mitarbeiter wurde über Notfall- und Evakuierungspläne genauestens informiert. Im Schadensfall müssten sie im Stadion Panik verhindern und 30.000 Fußballfans aus dem Betonoval leiten.

Die sensible Sicherheitslage verlangt nach weiteren Maßnahmen: So wurden Lieferanten – von Technikern bis Catering – in Besprechungen eingebunden und genau gecheckt. Am Matchtag jagt ein Meeting das andere. "Wir arbeiten eng mit der Exekutive zusammen und erhalten die aktuellsten Lageberichte. An den Tagen beider Matches ist das jeweils um 10.30 Uhr", sagt Neuhold.

Task-Force gegründet

Bereits vor Weihnachten, als die EM-Qualifikation Österreichs fixiert war, stellte der ÖFB und das Innenministerium eine Task-Force für das Fußballturnier in Frankreich auf. "Darin werden 15 Module bearbeitet. Diese Vorfeldarbeit kommt uns in der momentanen Situation zugute", betont der ÖFB-Sicherheitschef die gute Kooperation mit dem Innenministerium. Detail am Spielfeldrand: Die Ehrentribüne im Happel-Stadion wird nicht speziell bewacht.

Lange wurde über die personelle Aufstockung bei der Wiener Polizei diskutiert. Seit dieser Woche sind 176 neue Polizistinnen und Polizisten in der Bundeshauptstadt unterwegs.

Am Donnerstag fand in der Wiener Innenstadt die Ausmusterung statt. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Landtagspräsident Harry Kopietz und Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl gratulierten den jungen Kollegen. „Viele Möglichkeiten und viele berufliche Chancen warten auf Sie“, sagte die Innenministerin.

Höchste Sicherheitsstufe vor den Freundschaftsspielen
Ausmusterung von 176 Polizisten
24 Monate lang dauerte die Ausbildung: Die 39 Frauen und 137 Männer absolvierten in dieser Zeit 2736 Unterrichtseinheiten. Die jungen Sicherheitsbeamten lernten unter anderem über Menschenrechte, Einsatztraining, Kriminalistik und verschiedene Rechtsthemen. Sie werden ab sofort in den Wiener Gemeindebezirken Streifendienst versehen.

Kommentare