"Heute ist die ÖVP pro-aktiv"
Keinen Illusionen hat sich der neue VP-Obmann Manfred Juraczka, 43, vor rund einem Jahr hingegeben, als er geholt wurde, um die Parteikrise zu bewältigen. Seine Lichtblicke: Ein neues Team, der Mut der Verzweiflung und vielleicht die Tatsache, dass die Wiener Volkspartei wohl kaum tiefer fallen kann ...
KURIER: Sie haben ein Himmelfahrtskommando übernommen. Gibt es nach einem Jahr in der Wiener ÖVP eine solide Basis?
Manfred Juraczka: Es ist uns gelungen – und das war eines der wichtigsten Dinge, die es zu erledigen galt – der Partei wieder Selbstvertrauen zu geben. Heute ist die ÖVP pro-aktiv und bei wesentlichen Themen federführend präsent. Dort wo wir am Prüfstand gestanden sind, sei es beim Parkpickerl oder bei der Volksbefragung zur Wehrpflicht, hat man etwa bei der Mobilisierung deutlich gesehen, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.
Bei der Wahl 2010 bekam die ÖVP 13,9 Prozent. Wo steht man jetzt?
Es hat sich gezeigt, dass wir wieder erstarkt sind. Uns hatten unterschiedliche Quellen schon bei unter zehn Prozent gesehen. Jetzt liegen wir wieder beim Wahlergebnis 2010 – manche meinen sogar darüber. Es geht mir aber weniger darum, wo wir in Umfragen stehen. Es gilt, eine solide Basis für 2015 aufzubauen, Vertrauen zu gewinnen und bei den
Wahlen ein sattes Plus zu erzielen.
Wie wird man die Zeit bis zur Wahl nutzen. Geht man mehr auf die Straße?
Das ist immer ein Mix aus vielen Dingen. Aber das Parkpickerl-Thema hat gezeigt, dass wir den Kontakt zum Menschen auf der Straße haben und sich bürgerliche Wähler wieder bei uns zu Hause fühlen können.
Um erfolgreich zu sein, braucht man ein gutes Team.
Ich hab’ mit sechs Stellvertretern kandidiert. Mit Persönlichkeiten, wie Sebastian Kurz oder Veronika Mickel, um nur zwei zu nennen. Sie alle sind aber nicht nur Teamplayer, sondern erledigen ihre Aufgaben hervorragend.
Gilt das Lob auch für die nicht immer einfache Bünde-Struktur der ÖVP?
Es muss allen klar sein, dass wir nur gemeinsam an erfolgreich sein zu können. Ich hab’ derzeit eine sehr gute Basis zu den Obleuten. Früher hat sich die ÖVP oft mit sich selbst beschäftigt. Das überlassen wir jetzt anderen.
Wer konkret beschäftigt sich jetzt mit sich selbst?
Na, ich hege zu meinen Parteifreunden in NÖ ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Wir richten uns nicht, wie die SPÖ, Unfreundlichkeiten über die APA aus.
Wie sehen Sie den grünen Regierungspartner?
Das ist die große Enttäuschung dieser Stadtregierung. Die haben in vielen Bereichen Grundprinzipien verraten, haben Wahlversprechen gebrochenen und sich wahrlich in der Regierung nicht mit Ruhm bekleckert.
Was will man bis zur Wahl 2015 noch erledigen?
Die Opposition muss den Finger dort in die Wunden legen, wo etwas nicht funktioniert. Bei der derzeitigen Regierung wird uns die Arbeit sicher nicht ausgehen. Hier gilt es , bürgerliche Gegenmodelle zu entwickeln.
Wie würde so eine bürgerliche Alternative aussehen?
Etwa im Wohnbau: Es warten 33.000 mit Vormerkscheinen auf eine Wohnungen, gleichzeitig wohnen SPÖ-Gemeinderäte, aber auch Grüne wie Peter Pilz im Gemeindebau. Sie könnten durchaus adäquate Mieten zahlen oder die Wohnung kaufen. Dann braucht man die kommunistische Keule von Frau Vassilakou mit sieben Euro Zins gar nicht.
Kritik gab es in der ÖVP auch wegen der starken Überalterung. Wird es neue Bezirksvorsteher geben?
Das hängt von der Qualität der Arbeit und nicht von der Geburtsurkunde ab. Natürlich müssen wir schauen, wie wir bei jungen Wählern noch besser ankommen. Es wird aber immer wieder neue, junge Hoffnungsträger in unserer Partei geben.
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