"Korb" für den Heumarkt: Hochhausprojekt startet nicht vor Ende 2027

Nach den Eiskunstläufern, Catchern, Volleyballern und zuletzt Tennisspielern erobern bald auch die Basketballer den Wiener Heumarkt:
Wie berichtet, steigt im Juni auf dem Areal des Eislaufvereins ein 3x3-Basketball-Mega-Event – unter anderem mit der FIBA-3x3-World Tour. Und das nicht bloß heuer, sondern gleich drei Mal en suite jeweils im Sommer. Wobei Stadtpark und Hotel Intercontinental (mit VIP-Bereich) miteinbezogen werden sollen.
Das bedeutet freilich auch, dass aus den hochtrabenden Heumarkt-Plänen mit neuem Wohn- und Hotelturm vorerst wieder nichts wird und der Bau neuerlich verschoben ist. Mit dem Dreijahresvertrag geben die Basketballer dem Heumarkt quasi einen Korb (zumindest vorübergehend). Ein Sprecher von Investor Michael Tojner bestätigt diese Darstellung: „Sie liegen richtig: Eine Neuentwicklung am Heumarkt-Areal ist ab Ende 2027, also in circa 2,5 Jahren geplant“, heißt es zum KURIER.
2012 Planungsbeginn, 2017 Umwidmung
Damit ist das umstrittene Bauvorhaben endgültig zur unendlichen Geschichte geworden – denn nach dem Planungsbeginn anno 2012 und der Flächenumwidmung von 2017 hätte eigentlich 2019 der Spatenstich erfolgen sollen. Allerdings liegt bis heute keine gültige Baugenehmigung vor, und es ist unsicher, ob diese jemals für das derzeit vorliegende Projekt erfolgen wird.
Aktuell hängt das Projekt an zwei Bereichen: Zwischen UNESCO und Wien (beziehungsweise der Republik) gibt es nach wie vor keine Einigung, ob das Hochhausprojekt mit dem Weltkulturerbe „Historisches Zentrum von Wien“ konform geht. Seit 2017 befindet sich Wien wegen des Heumarkts bekanntlich auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Die UNESCO verlangt eine weitere Höhenreduktion und würde das gegenständliche Projekt so nicht absegnen.
Außerdem ist das Baugenehmigungsverfahren noch lange nicht beendet – dieses hängt aktuell an der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Die Stadt Wien ist ja der Ansicht, dass keine UVP nötig und das Projekt Welterbe-verträglich ist – und hat dies mit umstrittenen, unkritischen Gutachten untermauert (der KURIER berichtete).
Dagegen laufen aber Einsprüche vor dem Bundesverwaltungsgericht; sollten diese nicht berücksichtigt werden, wollen Anrainer und NGOs auch vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Bis hier eine Entscheidung fällt und die Baubehörde das Projekt weiterverfolgen kann, dürften Jahre vergehen (detto im Falle einer UVP-Pflicht) – weshalb die Zwischennutzung für Basketball durchaus logisch erscheint.
Tojner: "Mit 70 baue ich es nicht!"
Allerdings wird die Zeit für Tojner langsam, aber sicher knapp: „Ich bin jetzt 58 Jahre alt. Mit 70 baue ich es nicht“, bekannte er bereits im Vorjahr.
Die geplante Umgestaltung des Wiener Heumarkt-Areals (mit Hotel Intercontinental und Eislaufverein) an der Grenze zwischen erstem und drittem Bezirk beschäftigt die Öffentlichkeit seit 2012: Ursprünglich sollte ein Luxus-Wohnturm aus der Feder des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld 74 Meter hoch werden.
Nach Kritik wegen der Lage in der Welterbe-Kernzone wurden die Höhen sukzessive reduziert. Gemäß Flächenwidmung von 2017 dürfte der Turm 66 Meter hoch werden. 2023 wurde das Projekt Heumarkt Neu mit Bauhöhen von maximal 56,5 bzw. 47,85 Metern präsentiert.
Wenig später folgte die Zusage, beim Wohnturm zwei weitere Geschoße wegzunehmen (49,95 Meter/ Heumarkt Neu 2023). Doch UNESCO-Gutachter Michael Kloos empfahl: Der Wohnturm möge auf 44 Meter, der Hotelturm auf 42 Meter limitiert werden.
„Wiens historisches Zentrum“ bekam 2001 das Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe verliehen. Danach gab es bei einigen Bauprojekten – Wien-Mitte und Hauptbahnhof – immer wieder Probleme mit den Welterbehütern.
Seit 2017 befindet sich Wien wegen des Heumarkt-Projekts auf der Liste der gefährdeten Welterbestätten. Auch beim Schloss Schönbrunn, seit 1996 Weltkulturerbe, kam es schon zu Interventionen aus Paris (Komet-Gründe, Fiat-Gründe).
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