Jetzt fix: UNESCO behält Wien auf der „Roten Liste“

Heumarkt Rendering
Entscheidung in Paris: Weltkulturerbe „Wiens historisches Zentrum“ wegen Heumarkt nach wie vor gefährdet. Wien verlangt nun "finales Projekt" von Tojner.

Seit wenigen Minuten ist es „amtlich“: Auf der 47. Sitzung des Welterbekomitees in Paris wurde „Wiens historisches Zentrum“ auf der „Rote Liste“ der gefährdeten Welterbestätten bestätigt. Die Entscheidung kommt – wie berichtet – alles andere denn überraschend, da beim ausschlaggebenden Heumarkt-Projekt im Vorfeld keine neue Lösung respektive eine abgespeckte Turm-Variante präsentiert wurde.

Das aus 21 Staaten bestehende Welterbekomitee ist damit der „Draft Decision“ (Entscheidungsentwurf) vom Mai gefolgt und hat die rote Ampel für Wien verlängert. Eine Diskussion gab es heuer nicht, es folgte ein Sammelbeschluss des Welterbekomitees.

Zur Erinnerung: 2017 ist Wien nach erfolgter Flächenwidmung für die Heumarkt-Bebauung auf die „Danger List“ gesetzt worden und hat es trotz etlicher Zugeständnisse und Umplanungen nicht wie erhofft geschafft, dieser Art „Strafbank“ zu entkommen. „Die Eintragung auf die Rote Liste ist blamabel für die Stadt Wien und Österreich“, erklärte anno 2017 die damalige Generalsekretärin der UNESCO-Kommission Österreich, Gabriele Eschig.

Dabei schien der Wind seit dem Vorjahr eigentlich günstig: Welterbe-Direktor Lazare Eloundou Assomo hatte bei der letztjährigen Sitzung in Neu Delhi persönlich die Perspektive offeriert, 2025 von der ominösen Liste gestrichen zu werden. Dazu hätte es aber ein Welterbe-kompatibles Projekt am Heumarkt gebraucht, das seither jedoch nicht zustande gekommen ist.

Vier Varianten vorgeschlagen

Daher folgte am Mittwoch Nachmittag (Tagesordnungspunkt 7A/21) die Entscheidung des Welterbekomitees, dass „ein weiterer überarbeiteter Entwurfsvorschlag“ verlangt wird, der auf den vier von einer UNESCO-Expertenmission vorgeschlagenen Optionen „beruhen sollte“. Diese vier Varianten, die vor einem Jahr als Ausweg aus der vertrackten Situation vorgeschlagen wurden, sehen eine deutliche Verkleinerung des Heumarkt-Projekts vor. Bei drei Varianten müssen die Baukörper auf Höhe der umliegenden Gründerzeithäuser gestutzt werden; bei der für den Investor „günstigsten“ vierten Variante müsste der höher geplante Wohnkomplex niedriger als das bestehende Hotel Intercontinental (rund 38 Meter) ausfallen.

Sitzung in Paris.

Welterbe-Kongress in Paris.

Wien fordert "finales Projekt"

Auch Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter sieht nun Heumarkt-Investor Michael Tojner für ein "finales Projekt" am Zug, wie er im Vorfeld von Paris dem KURIER mitteilte: „Ein finales privates Bauprojekt muss rein praktisch betrachtet vom Liegenschaftseigentümer entwickelt und getragen werden und kann nicht von der Stadt oktroyiert werden. Es ist daher vor weiteren Schritten durch die Stadt bzw. die State Party gegenüber der UNESCO eine gemeinsame Sichtweise mit dem Liegenschaftseigentümer herbeizuführen.“

Wie es jetzt weitergeht

Sollte es gelingen, eine verträgliche Lösung zu finden, fordert die UNESCO neuerlich eine Expertenmission zur Bewertung und um „festzustellen, ob die Bedingungen für die Streichung aus der Liste des gefährdeten Welterbes erfüllt sind“. Nächste Chance dafür wäre dann im Juli 2026 bei der nächsten Komitee-Sitzung. Zuvor muss bis 1. Februar 2026 ein neuer Zustandsbericht übermittelt werden, in dem auch über andere Bauprojekte in der Welterbe-Zone (Ausbau Palais Schwarzenberg, Belvedere-Besucherzentrum, …) und das geplante Hochhausverbot informiert werden muss.  

Auf nationaler Ebene wird es schon im Herbst wieder spannend, wenn über die Frage der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vom Bundesverwaltungsgericht in zweiter Instanz entschieden wird: Sollte das eingereichte Projekt (in der Variante mit 56,5-Meter-Wohnturm) doch UVP-pflichtig sein, wäre das ein gewaltiger Rückschlag für das Tojner-Bauvorhaben, weil damit die Baugenehmigung in weite Ferne rückt.  

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