Herren der Turnsäle: Wie Schüler leere Räume für den Sport öffnen wollen

Herren der Turnsäle: Wie Schüler leere Räume für den Sport öffnen wollen
Drei Matura-Schüler fanden eine Lösung beim Leerstand von Schulräumlichkeiten - und gründete ein Start-up

Als er seine Schuhe nach dem Turnunterricht am Nachmittag zurück in die Schule brachte, ist es Clemens Walter aufgefallen: „Außer der Putzfrau ist niemand hier. Es steht alles leer“, erinnert sich Walter. Er ist Schüler der Schumpeter Handelsakademie und Handelsschule in Wien-Hietzing. Seine Beobachtung mündete in einer Geschäftsidee – und die ließ sogar den Berliner Stadtschulrat anklopfen.

Gemeinsam mit den Schulkameraden Paul Spitzer (18) und Jakob Mayerhofer (19) entwickelte Walter (18) die Plattform „Book-your-Room“. Die Idee: Schulen oder andere Institutionen bieten leer stehende Räumlichkeiten an, Vereine oder Privatpersonen können sie mieten. Die Plattform dient als Vermittler.

Die jungen Männer treffen den Nerv der Zeit. Erst im Herbst 2019 wurde eine Studie des Instituts für Sportökonomie vorgestellt, die zeigt, dass Schulsportstätten an 180 Tagen im Jahr geschlossen sind. Nicht nur das: 940.000 Sportstunden pro Jahr können österreichische Vereine nicht anbieten, da ihnen die Sportflächen fehlen.

Ein Problem lösen

Mit der Idee alleine war es vor zwei Jahren aber nicht getan. Walter brauchte Partner. Die fand er im Rahmen eines Unternehmer-Camps: Auch seinen Schulkollegen Paul Spitzer und Jakob Mayerhofer war das Problem längst bekannt. „Fast jede Idee will ja ein Problem lösen“, sagt Clemens Walter. „So auch wir.“

Die Arbeitsbereiche im Start-up sind klar abgesteckt. Mayerhofer designte und programmierte die Homepage, Spitzer kümmert sich um die rechtlichen Aspekte, Walter übernimmt Marketing und Kundenbetreuung. Auch die Fotos von den Räumen machen sie selbst – vorerst kostenlos.

Bei Turnsälen ist nicht Schluss

Ursprünglich wollten die drei Jungunternehmer nur Schulräumlichkeiten vermieten. Sie merkten aber bald, dass es auch Bedarf an Seminarräumen gab. Derzeit haben sie Turnsäle einer HAK in der Donaustadt, Klassenräume und den Festsaal ihrer eigenen Schule sowie Räume der Gewerkschaft Younion und des Allgemeinen Sportverband Österreichs (ASVÖ) im Angebot. Musiksäle und Pfarrräumlichkeiten sollen folgen. Letztere könnten etwa bei Theatergruppen auf Interesse stoßen.

Haftungsfragen seien geklärt. „Schulen werden ja jetzt schon über die MA 56 (Wiener Schulen, Anm.) vermietet. Daher gibt es schon ein starkes Regelwerk“, sagt Spitzer. Das Besondere an der Plattform sei, dass sie auch kleinen Schulen mit wenig Personal die Möglichkeit biete, einzelne Räume zu vermieten. Denn alles, was mit den Verträgen zu tun hat, regelt das Start-up.

Pauschale für den Schulwart

Die Anbieter legen den Preis für die Miete fest, darauf wird dann die Provision für das Unternehmen draufgeschlagen. Die Listung auf der Plattform kostet nichts extra. Muss wegen der Vermietung eines Turnsaals etwa der Schulwart länger bleiben, wird vom Mieter zusätzlich eine Pauschale eingehoben. „Es ist aber wesentlich billiger, als wenn man eine private Halle mietet“, meint Walter.

Von ihrer HAK bekämen die drei Jungunternehmer jedenfalls Unterstützung. Meetings während der Schulzeit? Kein Problem. Das Start-up ist sogar deren Thema für die Diplomarbeit.

Ihre Idee ist mittlerweile sogar beim Berliner Stadtschulrat auf Interesse gestoßen, es gab bereits Gespräche. Nach der Matura haben die Burschen große Pläne, auch ins Ausland soll es gehen. „Book-your-Room“ soll es weiterhin geben. Ein Problem müssen sie aber noch lösen: „Wir werden oft mit ‚Booking.com‘ verwechselt“.

Info: book-your-room.at

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