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"Heil Hitler"-Kennzeichen weiterhin nicht verboten
Die Wiener Polizei sieht rechtlich vorerst keine Handhabe gegen provokante Ziffernkombinationen.
02/21/2015, 05:50 PM
Es war im August 2014, als Rudolf Hellar, Ex-GeneralsekretĂ€r des Autofahrerclubs ARBĂ, einen Audi A1 vor sich fahren sah, dessen Wiener Wunschkennzeichen ihn massiv empörte: "Neben dem LĂ€nderwappen war die Buchstaben-/Ziffernkombination ,W 88â zu lesen â das stellt fĂŒr mich eine groĂe Provokation dar. Denn mittlerweile weiĂ fast jeder, dass diese Zahl bei Neonazis als Code fĂŒr ,Heil Hitlerâ (H ist der achte Buchstabe des Alphabets, Anm.) gilt."
Nur Empfehlung

FĂŒr bedenkliche Zahlenkombinationen (18, 88, etc.) gebe es jedoch kein Verbot. Es liege nur eine â rechtlich nicht bindende â Empfehlung des Landesamts fĂŒr Verfassungsschutz vom November 2012 vor. Darin heiĂt es, dass Personen, die verdĂ€chtige Ziffern fĂŒr Kennzeichen beantragen, auf einen möglichen rechtsradikalen Zusammenhang hingewiesen werden sollten. Hellar: "Das bringt natĂŒrlich wenig bei Menschen, die sich bewusst fĂŒr einen Nazi-Code entschieden haben."Sein Fazit: Solang die von Verkehrsminister Alois Stöger versprochene Novelle fĂŒr das Kraftfahrzeuggesetz (KFG) mit Verbotsindex fĂŒr braune Zahlenkombinationen nicht umgesetzt wird, scheinen Kennzeichen wie "Adolf 88" weiterhin möglich.
In Wien soll auch ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen "EHRM8" unterwegs sein. In Kombination mit dem LĂ€nderbuchstaben "W" liest sich das dann als "Wehrmacht". "Wir sind eine Vollzugsbehörde â wenn etwas gesetzlich nicht verboten ist, haben wir proaktiv wenig Möglichkeiten, das zu verhindern", sagt Polizeisprecher Johann Golob. Sobald Stögers Erlass in Kraft trete, seien rechtsradikale Ziffernfolgen fĂŒr Kennzeichentafeln aber gesperrt.
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