Seit Michael Mitics Anfangstagen im Jahr 1987 ist der Flakturm im Eszterházypark kaum wiederzuerkennen – weder von außen noch von innen. „Puppi war damals in einem 2.000 Liter Becken. Sie hat sich kaum bewegen können. Sie war einer der Baumotoren in dem Haus“, erzählt Mitic bei einem Spaziergang durch das Haus des Meeres. „Als wir sie endlich in ein größeres Becken übersiedeln konnten und sie das erste Mal wirklich schweben konnte, das war schon ganz ein besonderes Erlebnis.“
Der große Ausbau
Dabei waren Mitics einstige Kolleginnen und Kollegen zu Beginn seiner Karriere nicht wirklich begeistert von ihm. „Die Leute hier haben das damals alle aus Liebhaberei gemacht. Die waren alle handwerklich gut drauf. Wahrscheinlich hätten sie sich eher einen weiteren Handwerker gewünscht als mich Akademiker“, sagt Mitic heute. Es habe die Angst geherrscht, dass er sich nur hinter dem Schreibtisch verkriechen würde. „Als sie aber gesehen haben, dass ich anpacken kann und ihnen auch die tierpflegerische Arbeit abnehme, hat sich das gelegt. Und dann habe ich mich anscheinend unersetzlich gemacht.“
Vom Mitarbeiter wurde er zum wissenschaftlichen Leiter, 2006 zum Direktor. Im gleichen Jahr erhielt das Haus des Meeres seine Zoobewilligung. Und seitdem hat sich noch deutlich mehr getan: Umfasste das Haus des Meeres Ende der 80er-Jahre nur zweieinhalb Stockwerke des Flakturms, sind es jetzt bereits elf Stockwerke in zwei Häusern. Und statt 2.000 Litern – dem ehemaligen Aquarium von Puppi – umfasst das größte Becken heute ganze 600.000 Liter.
Neue Attraktionen, bessere Haltebedingungen
Mit der Eröffnung vom Tropenhaus gelang dann auch erstmals Sonne in den den Flakturm. „Ich habe mich immer gefreut, neue Anlagen eröffnen zu können. Nicht nur, weil sich dadurch für die Besucher neue Attraktionen ergeben, sondern auch, weil die Haltungsbedingungen viel besser geworden sind.“
Von dem Argument, dass Zoos nicht mehr zeitgemäß seien, hält Mitic deshalb nichts. „Was Zoos für den Artenschutz machen, ist wissenschaftlich belegt. Und es mag durchaus zutreffend sein, dass wir uns bei manchen Tieren schwer tun, sie zu halten. Aber ich bin eigentlich überzeugt, dass wir alle Tiere in Menschenobhut halten können, wenn wir die richtige Gehegegröße haben.“ Dazu komme, dass der Mensch nur das schütze, was er auch tatsächlich persönlich kennengelernt habe, sagt er. „Das ist auch der Grund, warum ich Zoos noch immer für unersetzlich halte.“
Schwierige Zeiten
Den Zoo aber tatsächlich zu erhalten, das sei zwischendurch doch schwierig gewesen. 2003 habe das Haus des Meeres aus finanziellen Gründen einmal fast zusperren müssen. Und auch während Corona sei es knapp gewesen. „Das war wirklich eine schwierige Zeit. Da haben wir uns schon die Frage gestellt, wie wir unsere Tiere ernähren sollen“, sagt Mitic.
Das einzige Mal, an dem der langjährige Direktor an sich selbst gezweifelt hat, war aber ein anderes. Als die Haie ins Becken übersiedeln sollten, in dem sich Puppi heute befindet, kamen alle vier Schwarzspitzenhaie ums Leben. „Die Haie sind zwar von der Narkose aufgewacht, kurz danach sind sie aber gekippt und man weiß bis heute nicht wieso“, sagt Mitic. Damals habe er seinen Rücktritt angeboten, der wurde allerdings abgelehnt. „Bei der letzten Übersiedelung der Haie habe ich es dann anders gemacht. Da habe ich mir die Haie ohne Narkose unter die Achsel geklemmt, habe ihr Maul mit einem Stahlhandschuh zugehalten und bin in den siebten Stock gewandert.“
Ein schuldenfreies Haus
Wenn man aber schon so lange im Haus sei wie er, ergänzt er, mache man es irgendwann wie die Sonnenuhr: Man zählt die schönen Stunden. Und davon habe es sehr viele gegeben. Mittlerweile sei der Zoo auch wieder schuldenfrei, 2023 konnte ein neuer Besucherrekord erzielt und alle geplanten Anlagen konnten eröffnet werden.
Die letzte Anlage, die noch in seine Planung fällt und noch ausständig ist, ist die Giftschlangenabteilung. Eigentlich wollte Mitic sie noch vor seiner Pension eröffnen, das sei sich aber nicht ganz ausgegangen. Jetzt hofft er auf März, bis dahin ist er noch als Berater tätig.
Die Zepterübergabe
Die Führung hat er aber bereits seinem Nachfolger übergeben. Dafür sind der ehemalige und der neue Direktor gemeinsam im Aquarium von Puppi getaucht. Dabei ging die Bürste, mit der die Schildkröte geschrubbt wird, von dem einen an den anderen. „Das war so eine Art Zepterübergabe“, sagt Mitic.
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