Während die Menschen hier vor allem eher ruhigeren Tätigkeiten nachgehen, wie Lernen, Lesen und Arbeiten, ist es rundherum vor allem laut. Denn am Urban-Loritz-Platz herrscht fast immer reger Betrieb: Autos rauschen auf den vierspurigen Fahrbahnen am Neubaugürtel vorbei.
Die Straßenbahnlinien 6, 9, 18 und 49 sowie der 48A halten hier. Zahlreiche Menschen pilgern zur U6. Auf den Radwegen tummeln sich Radler. Die diversen Essensstände hinterlassen einen Geruchsmix aus Würstel, Kebab und Pizza. Am Abend machen sich hunderte Konzertbesucher auf den Weg in die nahe gelegene Stadthalle.
Seit dem Jahr 2003 befindet sich die Hauptbücherei Wien an diesem Standort. „Es war vielleicht nicht der prestigeträchtigste Ort damals. Aber ich glaube, es war ein guter Gedanke, dass man gezielt in eine Schnittstelle zwischen einem eher ärmeren und einem eher reicheren Bezirk ging“ sagt Bernhard Pöckl.
Seit 2020 leitet er die Hauptbücherei, seit heuer alle städtischen Büchereien.
Sein Anliegen ist es vor allem, mehr öffentlichen Raum in der Bibliothek zu schaffen. „Die Büchereien haben extrem viele verschiedene Nutzergruppen. Manche wollen sich hier treffen und unterhalten, manche arbeiten, manche lernen. Das heißt für uns, dass wir uns überlegen müssen: Weisen wir bestimmten Angeboten bestimmte Orte zu? Oder sagen wir bewusst, man lässt diese Leute aufeinandertreffen?“
Pöckl überlegt, Verwaltungsräume vom Standort am Urban-Loritz-Platz absiedeln zu lassen – um mehr Platz und Raum für die Besucherinnen und Besucher zu haben.
Solche Überlegungen wurden schon bei der Konzeption der Hauptbücherei miteinbezogen. „Die Hauptbücherei ist so angelegt, dass man vorne alles hat, was lauter ist, wie Entlehnung, Garderobe, den Veranstaltungssaal, das Kindercollage. Je weiter nach hinten man kommt, desto leiser wird’s. Das sind dann die Lern- und Arbeitsplätze“, sagt Pöckl.
Ende August soll das Dach der Hauptbücherei saniert werden. „Es gibt ein paar Stellen, die abgedichtet werden müssen“, sagt Pöckl. Der Bibliotheksbetrieb werde davon nicht beeinträchtigt.
Etwas mehr betroffen wird das „Kino am Dach“ sein. Unter freiem Himmel werden hier seit fast 20 Jahren sowohl heimische Produktionen als auch internationale Mainstream-Filme gezeigt.
Durchschnittlich besuchen rund 20.000 Menschen das Kino in einer Saison, die meist aus 100 Spieltagen besteht. Heuer werden es weniger sein. „Aufgrund der Bauarbeiten werden wir leider nur im Juni und im Juli geöffnet haben“, sagt Berndt Anwander, Geschäftsführer der St. Balbach Art Production GmbH, die das Kino betreibt.
Zumindest bekommen die Kinobetreiber nun die Stromanschlüsse da, wo sie sie brauchen. Nach mehr als zwei Jahren werden die Kinokarten heuer auch wieder an der Abendkasse verkauft, nicht mehr nur online.
Generell müsse man sich bewusst sein, dass die Leute nicht mehr nur in Bibliotheken kommen, um Medien zu entlehnen. Jene, die kommen, um sich mit Freunden zu treffen und sich zu unterhalten, werden mehr. „Deshalb muss man sich ansehen, ob man noch öffentliche Flächen zusätzlich gewinnen kann“, sagt Pöckl.
Rund 3.000 Personen besuchen die Hauptbücherei täglich. „Sie ist neutrales Territorium. Es ist kein Ort, wo man konsumieren muss“, sagt Pöckl. „Man kann hier einfach so rein.“
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