Häftling floh durch das Klofenster

Heeresspital
Der verurteilte Vergewaltiger war wegen einer Kontrolle im Heeresspital. Er flüchtete während eines Toilettengangs.
Häftling floh durch das Klofenster

Er spazierte heimlich, still und leise an den Wachen in der Van-Swieten-Kaserne vorbei – und ward nicht mehr gesehen. Ein flüchtiger Häftling beschert der Justiz eine unangenehme Causa: Donnerstag am frühen Vormittag führten zwei Justizbeamte den 41-Jährigen von der Justizanstalt Mittersteig in die Van-Swieten-Kaserne in Wien-Floridsdorf. Er musste zu einer Kontrollunter­suchung in das dort angesiedelte Heeresspital. Ebenda gab er unbemerkt Fersengeld – durch das Klofenster.

Der Inhaftierte war erst seit Kurzem Gast in der Justizanstalt Mittersteig. Er wäre jedoch ein Dauergast der Justiz geblieben: Zehn Jahre soll der Mann für die Vergewaltigung seiner Lebensgefährtin ausgefasst haben. Jetzt ist der Nieder­österreicher flüchtig.

Derzeit prüft die Vollzugsdirektion der Justiz noch, wie ihm die Flucht gelingen konnte. Fest steht, dass ein Justizbeamter den Mann ins Gebäude begleitete, sein Kollege dürfte beim Dienstfahrzeug geblieben sein. Im zweiten Stock täuschte der Strafgefangene schließlich vor, auf die Toilette zu müssen. Der Beamte wartete geduldig vor der Tür. Vergebens. Der Häftling kehrte von seinem Toilettengang nicht mehr zurück.

Ein Fenster auf dem stillen Örtlichen brachte dem Mann die Freiheit. Wie der Niederösterreicher die Höhe aus dem zweiten Stock überwand, ist ebenso unklar wie seine Fluchtrichtung. "Der gesamte Komplex hat mehrere Ausgänge", erklärt Brigadier Erich Huber-Günsthofer, Leiter der Abteilung für Sicherheit und Bauwesen in der Vollzugsdirektion.

Geht von dem Flüchtigen eine Gefahr aus? "Er wurde bereits begutachtet. Der Rückfallquotient ist moderat", erklärt Huber-Günsthofer. Panik(mache) sei unangebracht.

Fest steht: Niemand außer der beiden Justizbeamten hätte den Flüchtigen auf dem Areal erkennen können. Denn der Mann trug, wie es bei Ausgängen üblich ist, zivile Kleidung so wie jeder andere Passant. "Die Häftlings­montur gibt es schon lange nicht mehr", erklärt Huber-Günsthofer. So konnte der Geflohene auch unbemerkt am Wachposten der Kaserne vorbeimarschieren. "Es wird sehr konzentriert gefahndet", sagt Huber-Günsthofer. Die Wiener Polizei wies ihre Streifen an, Augen und Ohren nach dem Flüchtigen offen zu halten. Ein Hubschrauber der Exekutive ist im Einsatz.

Der 41 Jahre alte Mann ist ungefähr 1,80 Meter groß, 80 Kilogramm schwer und hat lange Haare. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeiinspektion entgegen.

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